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Die Pariser Börse in Paris.

© dapd

Herabstufung der Kreditwürdigkeit: Frankreichs Schwäche – Europas Sorge

Zehn Monate nach Standard & Poor's hat auch die US-Rating-Agentur Moody's Frankreich die Bonitäts-Bestnote entzogen. Mit der Herabstufung der zweitgrößten Volkswirtschaft in der Euro-Zone geraten auch die Euro-Rettungsschirme ins Wanken.

Mit der Herabstufung der Kreditwürdigkeit Frankreichs durch die US-Ratingagentur Moody’s nimmt die Sorge um eine neuerliche Zuspitzung der Euro- Krise zu. Der Entzug der Bestnote AAA könnte auch Auswirkungen auf die Bonität der Euro-Rettungsschirme ESM und EFSF haben. Wie Moody’s am Dienstag mitteilte, prüfe die Ratingagentur, ob die Spitzenbewertung für die Rettungsschirme nach der Herabstufung Frankreichs noch zu halten sei. Zuvor hatte die Agentur am späten Montagabend Frankreich von der Bestnote AAA auf AA1 herabgestuft.

Frankreich ist die zweitgrößte Volkswirtschaft in der Euro-Zone und sichert neben Deutschland einen großen Teil der Garantien der Euro-Rettungsschirme ab, mit denen Griechenland, Irland und Portugal mit Krediten versorgt werden und die zudem Hilfen für Spaniens angeschlagene Banken leisten können. Die Rettungsschirme können sich ihrerseits auf dem Kapitalmarkt günstig mit Geld versorgen, weil sie nach dem Urteil der Ratingagentur Moody’s mit der Top-Bonität AAA ausgestattet sind. Allerdings hat Moody’s den Ausblick für beide Rettungsschirme auf negativ gesetzt – eine Herabstufung könnte auch zu höheren Zinskosten für die Rettungsschirme führen.

Unmittelbare Folgen hatte die Herabstufung Frankreichs bereits für den vorläufigen Euro-Rettungsschirm EFSF, der Schuldenländer noch bis Mitte kommenden Jahres mit Geld versorgt. Der EFSF verschob am Dienstag eine Emission von Anleihen mit dreijähriger Laufzeit.

Die Herabstufung von Frankreichs Kreditwürdigkeit durch Moody’s kam nicht überraschend, nachdem bereits im Januar die Ratingagentur Standard & Poor’s Paris die Bestnote entzogen hatte. Zu diesem Zeitpunkt amtierte noch Nicolas Sarkozy als Staatschef im Elysée-Palast. Auch nach dem Amtsantritt des Sozialisten François Hollande steht Frankreich unter genauer Beobachtung der Ratingagenturen. Moody’s begründete die Herabstufung damit, dass Frankreichs Wettbewerbsfähigkeit nachlasse und die Arbeits-, Waren- und Dienstleistungsmärkte unbeweglich seien. Hollande hat den Sozialpartnern bis Ende des Jahres Zeit gegeben, sich auf eine Reform des Arbeitsmarktes zu einigen.

Nach der Auffassung des Frankreich- Experten Henrik Uterwedde hat der Staatschef die notwendigen Reformen in den ersten sechs Monaten seiner Amtszeit bereits in die Wege geleitet. Allerdings werde man erst zu Beginn des kommenden Jahres beurteilen können, ob die angekündigten Arbeitsmarktreformen auch in die Tat umgesetzt würden, sagte er dem Tagesspiegel.

Trotz der Herabstufung durch Moody’s kann sich Frankreich auch weiter sehr viel günstiger Geld auf dem Kapitalmarkt beschaffen als die beiden Krisenländer Spanien und Italien. Am Dienstag stiegen die Zinsen für französische Staatsanleihen nur moderat an. Auch die Regierung in Paris reagierte mit demonstrativer Gelassenheit auf das Urteil der Ratingagentur. Finanzminister Pierre Moscovici machte die Politik der konservativen Vorgängerregierung für die Herabstufung verantwortlich.

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