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Hessen-Wahl: Wertlos: Grüne legen zu

Sie haben das beste Ergebnis, das die Grünen jemals in einem Flächenland bekommen haben. Aber viel können sie sich dafür nicht kaufen.

Von Matthias Meisner

Selten haben Politiker einer Partei so in höchsten Tönen über ein Ergebnis gesprochen, das sie insgeheim gar nicht so toll fanden. Abwechselnd "bombastisch", "grandios" oder "super" nannten die Grünen am Sonntagabend ihr Abschneiden in Hessen. "Bestes Ergebnis überhaupt!", jubelte Parteichefin Claudia Roth. Das stimmt den Zahlen nach - aber ändert nichts daran, dass die Partei in ihrem Stammland schon wieder nicht zum Mitregieren gekommen ist. Und nicht mal richtig klar machen konnte, mit wem als Partner ihr das eigentlich recht wäre.

Dabei wollten die Grünen in Hessen aus dem Debakel um den gescheiterten Anlauf zur Bildung einer Minderheitsregierung gelernt haben, keine Konstellation mehr auszuschließen. Sie taten es dann aber doch mit einer Personalie. Jamaika sei denkbar, hieß es. Doch ebenso klar sei, dass die Grünen-Fraktion Roland Koch nicht zum Ministerpräsidenten wählen würde. "Nach zehn Jahren Roland Koch kann ein politischer Neuanfang nicht unter seiner Führung stattfinden", erklärte Landes- und Fraktionschef Tarek Al-Wazir. Aus seiner Sicht erscheint das logisch - mit Koch ist er seit dessen Unterschriftenkampagne zur doppelten Staatsbürgerschaft im Wahlkampf 1999 in inniger Abneigung verbunden. Koch ätzte zurück, gab wenige Tage vor der Wahl der Berliner "Tageszeitung", die von vielen Grünen-Anhängern gelesen wird, ein Interview: "Die Grünen haben doch mit der Ausschließeritis wieder angefangen", sagte er und warf der Öko-Partei vor, "feige" nur auf seine Person zu zielen. Weil die CDU nicht klar über ihr dramatisch schlechtes Vorwahlergebnis hinauskam, schloss Al-Wazir, dass sich die Mehrheit der Hessen einen anderen Ministerpräsidenten wünscht.

Die Grünen haben zugelegt, und sind doch nicht mächtig geworden. Programmatisch fühlen sie sich der SPD näher als der CDU, und 2008 wollten sie die angepeilte zweite rot-grüne Minderheitsregierung - nach dem 1994 von der PDS tolerierten Bündnis in Sachsen-Anhalt - nicht scheitern lassen. Es ist kein Zufall, dass der Grünen-Bundespolitiker Jürgen Trittin die Wahl in Hessen als "Absage an die große Koalition" wertete. Da spricht die Hoffnung, dass die Grünen wenigstens anderswo wieder zum Mitregieren kommen - und die Verzweiflung über das Versagen der SPD.

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