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Beim Zapfenstreich für die "Armee der Einheit" im November vergangenen Jahres war der damalige Verteidigungsminister Guttenberg bestens gelaunt. Ob das heute Abend ähnlich sein wird?

© dpa

Heute Abschied mit "Smoke on the Water": Guttenberg schon vorm Zapfenstreich allgegenwärtig

Heute wird Verteidigungsminister zu Guttenberg mit "Smoke on the Water" verabschiedet. Die CSU trauert einem potenziellen Parteichef nach. Der aktuelle verkündet, seine Partei sträube sich gegen Zuwanderung "bis zur letzten Patrone".

Nach seinem Rücktritt als Verteidigungsminister wird Karl-Theodor zu Guttenberg am heutigen Donnerstag um 18.30 Uhr in Berlin mit einem Großen Zapfenstreich verabschiedet. Zu dem höchsten militärischen Zeremoniell der Bundeswehr auf dem Paradeplatz des Bendlerblocks in Berlin wird auch Kanzlerin Angela Merkel erwartet. Als musikalische Begleitung hat sich der CSU-Politiker „Smoke on the Water“ von Deep Purple sowie zwei Märsche gewünscht Traditionell werden mit dem Großen Zapfenstreich ausscheidende Bundespräsidenten, Bundeskanzler und Verteidigungsminister geehrt.

Schon am Tag vor seinen vorerst letzten großen Auftritt war Karl-Theodor zu Guttenberg fast allgegenwärtig - beim Politischen Aschermittwoch der CSU in Passau. Der zurückgetretene Verteidigungsminister marschiert hinter Parteichef Horst Seehofer in die voll besetzte Dreiländerhalle ein - wenn auch nur auf einem Plakat. Er wird von Seehofer hochgelobt - und vom Publikum in Abwesenheit mit Beifallsstürmen gefeiert. „K.-T. zu Guttenberg - Lass' uns nicht im Stich. Die CSU, Bayern und Deutschland brauchen dich!“ steht auf einem Plakat, das CSU-Anhänger Hans Haag aus dem mittelfränkischen Cadolzburg gemalt hat.

Gut eine Woche ist es her, dass der große Hoffnungsträger, der Star der CSU, wegen der Plagiatsaffäre um seine Doktorarbeit zurückgetreten ist - eine Katastrophe für die Partei. Doch nun, an diesem Aschermittwoch, will die CSU die Schockstarre der ersten Tage überwinden. Seehofers Aufgabe: Er muss versuchen, seine deprimierte und leidende Partei mit einer verbalen Reha-Kur wieder aufzurichten.

Und wie so oft, wenn die CSU sich bedrängt oder in Nöten fühlt, greift sie zu altbekannten Rezepten und schrägen Tönen, zumal am Aschermittwoch in Passau, dem - so die Eigenwerbung der CSU - „größten Stammtisch der Welt“. Vom Parteichef werden hier drastische Worte erwartet. Wie zu Zeiten Edmund Stoibers, der vom Parteivolk in Passau noch immer gefeiert wird. Den größten Applaus gibt es nicht etwa, als Seehofer die Halle oder später die Bühne betritt, sondern als er Stoiber begrüßt und der CSU-Ehrenvorsitzende somit auf der Leinwand hinter der Bühne zu sehen ist. Stoiber steigt nachher auf eine Bank, winkt zufrieden.

Altbekannte Rezepte, das heißt an diesem Aschermittwoch vor allem: Attacken auf die Linke und andere politische Gegner, Wettern gegen übermäßige Zuwanderung und Abgrenzung der „deutschen Leitkultur“ von anderen Kulturkreisen. „Wir lassen uns diese deutsche Leitkultur durch niemanden ausreden“, ruft Seehofer.

Mit den größten Applaus gibt es auch, als sich Seehofer wie so oft gegen übermäßige Zuwanderung aus fremden Kulturkreisen ausspricht. Dagegen werde sich die CSU „sträuben bis zur letzten Patrone“. „Dass wir eine Zuwanderung in die deutschen Sozialsysteme bekommen, das wollen wir nicht“, schimpft er - und die Menge johlt. Ebenso wie bei den Attacken auf die politischen Gegner. „Die Stasi-Kommunisten haben in Deutschland genug Elend angerichtet“, ruft Seehofer in den Saal.

Und dann, gegen Ende seiner knapp eineinhalbstündigen Rede, bei der Seehofer zwischendurch fast die Stimme zu versagen scheint, kommt er auf Guttenberg zu sprechen. Er werde „alles tun“, dass der Ex-Minister zurückkehrt, sagt Seehofer - und in diesem Moment scheint der Applaus in der Halle kein Ende nehmen zu wollen. Seehofer lässt es zu, wartet, bis er weiterspricht und sagt: „Ich rufe Dir im Namen aller Schwarzen zu: Du bist einer von uns, Du bleibst einer von uns, und wir wollen, dass Du wieder zurückkehrst in die deutsche Politik.“

Die Beifallsstürme für Guttenberg zeigen: Viele in der CSU glauben nach wie vor, dass der Partei ohne den Freiherrn der Weg zurück zur absoluten Mehrheit in Bayern nicht gelingen kann. Ihm wird zugerechnet, dass die CSU in Meinungsumfragen zuletzt wieder Boden gutgemacht hat. „Der Guttenberg kann alles - der kann bayerischer Ministerpräsident, der kann Bundeskanzler“, sagt Hans Haag, während er sein Guttenberg-Plakat in die Höhe reckt. (Tsp/dpa)

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