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Politik: Heute die Weißen – und morgen?

KRISENFALL SIMBABWE

Von Robert von Rimscha

Da tagt sie also in Johannesburg, die Welt, und redet über Umwelt und Armut. Das beste Anschauungsmaterial liegt vor der Haustür. Vierhundert Kilometer nördlich von Johannesburg beginnt das Reich des Robert Mugabe. Der führt gerade vor, wie Rassismus, Demokratieverlust und Unterentwicklung zusammenhängen, mit fatalen Folgen für die Umwelt und die Ernährung von Millionen von Menschen.

Mugabe behauptet, er nähme weißen Schmarotzern ihre Großfarmen weg und verteile sie an landlose Helden des Befreiungskampfes aus den 70er Jahren. Doch jede Grundregel für einen solch massiven Lastenausgleich, denn darum geht es bei der Revision der kolonialen Besitzverhältnisse, wird aufs Gröbste verletzt: Gewalt statt Recht, Willkür statt Transparenz, Brutalität statt Behutsamkeit, Hass statt Augenmaß, Vergewaltigungen, Brandschatzungen. Deshalb hat das, was Mugabe als Landreform bezeichnet, diesen n nicht verdient. Es geht um die Stabilisierung seiner eigenen Macht durch Geschenke für seine Schergen. Es ist kein Zufall, dass er sein neues Kabinett einen „Kriegsrat“ nennt. Die Nomenklatura der Ein-Parteien-Herrschaft bereichert sich; das zentrale Fundament für die Ernährung einer ganzen Region bricht weg. Wobei Weiße beileibe nicht die einzigen Opfer Mugabes sind. Jene Schwarzen, die als Oppositionelle zusammengeschlagen werden oder als Bauern in seinem politischen Überlebenskampf missbraucht werden, sind es auch.

Seit Monaten übt die Welt heftige Kritik an Simbabwes Herrscher. Was kann man tun? Die Frage richtet sich nicht zu allererst – aber auch – an uns in Europa, sondern vorrangig an die Anrainer. Womit wir wieder in Südafrika wären. Die Kaprepublik mit ihrer liberalen Verfassung ist alles andere als ein konstitutioneller Einparteienstaat. Aber ein gewählter. Nelson Mandelas und Thabo Mbekis ANC besetzt mit seinen 60- bis 70-Prozent-Ergebnissen an Posten, was es nur gibt; Justiz und Medien leiden darunter. So ist es leider nicht ausgeschlossen, dass zehn Jahre nach dem praktischen Ende der Apartheid ein Stück auf einem Weg beschritten wird, der wie in Simbabwe enden kann. Andernorts hat Mugabe schon Schule gemacht. Namibias Präsident Nujoma will gleichfalls tausende weiße Farmer enteignen – das Wort Entschädigung nimmt er nicht in den Mund, dafür ruft er zum Kampf gegen den „Imperialismus“ auf und nennt den Oppositionsführer einen „Staatsfeind“.

Eines haben Simbabwe und Namibia gemeinsam: Der Masse geht es ökonomisch nicht besser als unter der Apartheid. Hier entsteht der Druck, den die Herrschenden perfide gegen Minderheiten lenken. Südafrika als Führungsmacht der Region, wo es zumindest moderate Fortschritte für die einst Unterdrückten gab, muss seine aus den Befreiungskämpfen herrührende, sentimentale Freundschaft mit Mugabe aufkündigen. Die Freundschaft mit dem Nachbarvolk sollte wichtiger sein als die zum Mann an dessen Spitze. Bündnisse wie die Entwicklungsgemeinschaft des Südlichen Afrika oder die neu gegründete Afrikanische Union machen nur Sinn, wenn sie sich im regionalen Krisenmanagement bewähren, und genau hier sollte die Hilfe von EU und Commonwealth ansetzen.

Es gilt nicht nur eine Hungerkatastrophe zu vermeiden. Es geht nicht nur darum, ein paar tausend weiße Farmer vor Staatswillkür zu retten. Es geht vor allem darum, die Möglichkeit zu bewahren, dass das südliche Afrika eine Vorbildregion sein könnte. Das war der Traum, der sich mit dem einigermaßen friedlichen Ende der Apartheid und dem Namen Nelson Mandela verband. Aus diesem Traum droht sonst ein böses Erwachen.

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