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Politik: "Hier gibt es keinen demokratischen Umgang" - Tom Koenig zum Aufbau im Kosovo

Der 55-jährige Grüne baut in der UN-Mission (Unmik) die Zivilverwaltung auf. Mit Koenigs sprach Claudia Lepping.

Der 55-jährige Grüne baut in der UN-Mission (Unmik) die Zivilverwaltung auf. Mit Koenigs sprach Claudia Lepping.

Sie bemühen sich seit einem halben Jahr um den Aufbau einer zivilen Verwaltung im Kosovo. Stellt Sie der Job zufrieden?

Der Aufbau ist eine viel langfristigere Aufgabe. Mein Job ist auf ein Jahr befristet, aber die Mission wird damit nicht zu Ende sein. Politisch haben wir relativ schnell Fortschritte erreicht. Destabilisiert wird das Projekt durch radikale Serben wie durch radikale Albaner. Seit den Ereignissen in Mitrovica sind die Serben allerdings überhaupt nicht mehr willens, sich an gemeinsamen Strukturen zu beteiligen.

In Mitrovica fliehen fast täglich Albaner vor der Gewalt der Serben, die für eine ethnische Teilung des Kosovo kämpfen.

Ein Teilung, die zudem noch andere Minderheiten benachteiligen würde, wäre der Beginn eines neuen Krieges. UN und KFOR sind gekommen, um die Albaner von der Unterdrückung durch die Serben zu befreien. Das ist uns gelungen. Heute müssen wir die serbische Minderheit vor den Albanern verteidigen. Auf der anderen Seite sind die Albaner dankbar für jeden Schritt der UN, der ihnen mehr Autonomie gegenüber Belgrad gibt. In Mitrovica wird politisch gerade jetzt viel Porzellan zerschlagen, was auf andere Städte abfärben kann. Alle politischen Kräfte müssen akzeptieren, dass es keine gewaltsamen Lösungen dieser Konflikte gibt.

Rufen Sie also zur Versöhnung auf?

2000 Albaner sitzen in serbischen Gefängnissen, Tausende werden vermisst und liegen wahrscheinlich in Massengräbern. Die monströsen Verbrechen der Serben an den Albanern haben vor den Augen der Kinder stattgefunden. Und da sollen wir zu Frieden und Freundschaft aufrufen? Hier sind ganze Generationen traumatisiert.

Im September soll im Kosovo erstmals unter internationaler Regie demokratisch gewählt werden. Erwarten Sie etwas anderes als einen Zulauf für radikale, nationalistische Politiker?

Wir müssen zuerst mal Sicherheit gewährleisten, um überhaupt Wahlen durchführen zu können. Hier gibt es wenig demokratische Tradition. Hier werden oft noch die Kriegshelden verehrt, wie bei den Sandinisten der Guerilla. Die Politiker werden lernen müssen, Wahlergebnisse zu akzeptieren, wenn sie ihnen nicht passen und wir müssen Strukturen einüben, die nach den Wahlen funktionieren sollen. Unser Zeitplan ist ja unglaublich ehrgeizig.

Wird Belgrad diese Wahlen akzeptieren, und wo sollen die Vertriebenen wählen: Als Minderheit in ihrer Heimat oder dort, wie sie heute leben?

Es kann sein, dass Milosevic diese Wahlen zu verhindern versucht. Die UN haben ein Wahlgesetz vorgeschlagen, wonach jeder auswählen kann, wo seine Stimme gezählt werden soll. Die neue Koalitionsregierung aus Serben, Albanern und UN, die wir seit Dezember haben, wird darüber entscheiden.

Wie gut arbeitet diese Koalition denn zusammen?

Grundsätzlich erfolgreich. Die Albaner haben begriffen, dass die Zeit der Parallelstrukturen, die sie zu Zeiten der serbischen Vorherrschaft aufgebaut haben, vorbei ist. Wir hoffen, dass sich auch die Serben an dieser Regierung beteiligen werden. Natürlich haben die UN dann immer noch die entscheidende Stimme.

Sie bemühen sich seit einem halben Jahr um de

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