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Politik: "Hildebrandt ist eine wandelnde Zeitbombe" - was die Ministerin gegen die Christdemokraten hat

Die Szene hat etwas Skurriles, und sie kann sich so wohl nur in Brandenburg abspielen: Während Regierungschef Manfred Stolpe im Kabinettsitzungssaal mit Jörg Schönbohm und weiteren CDU-Mannen ein erstes Koalitionsgespräch führt, klärt seine engste Mitstreiterin Regine Hildebrandt gleich nebenan die Journalisten darüber auf, warum es keine rot-schwarze Koalition geben darf. Stolpe müssen ein paar Türen weiter die Ohren geklungen haben.

Die Szene hat etwas Skurriles, und sie kann sich so wohl nur in Brandenburg abspielen: Während Regierungschef Manfred Stolpe im Kabinettsitzungssaal mit Jörg Schönbohm und weiteren CDU-Mannen ein erstes Koalitionsgespräch führt, klärt seine engste Mitstreiterin Regine Hildebrandt gleich nebenan die Journalisten darüber auf, warum es keine rot-schwarze Koalition geben darf. Stolpe müssen ein paar Türen weiter die Ohren geklungen haben.

Am Dienstag lief Hildebrandt den Journalisten noch davon: "Ich sage nichts." Am Mittwoch ist sie auf einer Pressekonferenz zur Krankenhausplanung nicht mehr zu bremsen. Regierungssprecher Erhard Thomas versucht das mehrmals vergeblich. "Die Frau ist eine wandelnde Zeitbombe", sagt später ein Mitarbeiter der Staatskanzlei.

Manche hatten erwartet, dass die Ministerin ihr durch einen Tagesspiegel-Bericht öffentlich gewordenes Wort von den "CDU-Arschlöchern" zurückzunehmen. Es verbreitete sich wie ein Lauffeuer, obwohl die Presseauswerter der Staatskanzlei - ein Schelm, wer Böses denkt - den Bericht nicht in den offiziellen Nachrichtenspiegel aufgenommen hatten. Während SPD-Leute meinten, was Hildebrandt mache, gehöre sich nicht und torpediere die Gespräche, reagierte CDU-Verhandlungsführer Jörg Schönbohm, bevor er Stolpe die Hand schüttelte, gelassen: "Ich bin nicht der Erziehungsberechtigte von Frau Hildebrandt."

Diese dachte gar nicht daran, sich zu entschuldigen. Sie habe Schönbohm nicht gemeint und das Wort aus der Fäkaliensprache auch nur intern im SPD-Landesvorstand benutzt. Auch Journalisten täten das zuweilen. Ihre Ausdrucksweise sei eben sehr bildhaft. Sie versuche, das in Grenzen zu halten.

Dann begründete Hildebrandt ausführlich, warum sie die meisten märkischen Christdemokraten für Arschlöcher hält und nicht mit ihnen koalieren will: "Ich arbeite seit zehn Jahren mit der CDU-Fraktion zusammen. Kompetenz, Zuverlässigkeit und Fairness habe ich nicht kennengelernt." Noch im Wahlkampf habe ihr die CDU Vetternwirtschaft unterstellt und den die Gerichte beschäftigenden Fördermittel-Streit mit den Marseille-Kliniken zum Wahlkampf-Thema gemacht. "CDU-Politiker und Herr Marseille haben sich Sonntag abend in den Armen gelegen." Mit der CDU sei aus ihrer Sicht keine vernünftige Politik zu machen. "Deshalb kämpfe ich für eine Koalition mit der PDS."

Die entscheidende Frage, ob sie bei einer SPD-CDU-Koalition als Ministerin zur Verfügung stehe, wollte Hildebrandt nicht beantworten: "Dazu sage ich nichts." In Stolpes Umfeld schließt man nach wie vor nicht aus, dass Hildebrandt dann das Handtuch werfen werde. "In diesem Fall hätten wir ein Problem, weil Stolpe keine Lust hat, ohne Hildebrandt zu regieren." Hinter den Kulissen wird fieberhaft nach einer Lösung gesucht, die Hildebrandt zum Einlenken bewegen könnte. "Die Initiative müsste von der CDU ausgehen", heißt es. SPD-Landeschef und Mit-Verhandlungsführer Steffen Reiche deutete gestern an, dass er in Sachen Hildebrandt selbst mit Schönbohm reden wolle. Der wisse von vielem, was gegen Hildebrandt gelaufen sei, wohl nichts. Indirekt ist daraus zu entnehmen, dass alles auf die CDU zuläuft.

Michael Mara

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