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Politik: Hilfe für Polizei in Darfur?

Politikerinnen appellieren an Schäuble: Bundesbeamte sollen Fraueneinheit ausbilden

Berlin - Sie wollen dem Leid der Frauen in der sudanesischen Krisenregion Darfur und dem benachbarten Tschad eine Stimme geben – acht Frauen aus acht Ländern, die einen Namen als Vertreterinnen der Menschenrechte, Friedensaktivistinnen oder auch als Musikerin haben wie Angelique Kidjo. Gerade waren sie vier Tage in der Region. Die frühere UN-Hochkommissarin für Menschenrechte, Mary Robinson und Ex-Justizministerin Herta Däubler-Gmelin (SPD), die den Bundestagsmenschenrechtsausschuss leitet, berichteten am Donnerstag in Berlin von den Eindrücken, die sie schockiert haben.

„Die Erzählungen der Frauen haben mich mehr bewegt als fast alles, was ich bisher erlebt habe“, sagte Robinson. Eine Frau habe beim Überfall auf ihr Dorf ihre Zwillinge gerettet, sei zurückgekehrt, um nach Mann und Baby zu sehen, sie sei viermal vergewaltigt worden, der Mann getötet, ihr Kind vor ihren Augen enthauptet. Die Frauen wünschen sich „Sicherheit“ – in den Flüchtlingscamps und drumherum, Schutz vor Rebellen wie „undisziplinierten Regierungstruppen“. Ihr dringender Appell, den sie auch bei der UN-Generalversammlung in New York stark machen wollen: Die internationale Gemeinschaft muss sich für einen raschen Waffenstillstand in Darfur einsetzen.

Däubler-Gmelin hat außerdem einen offenen Brief an Bundesinnenminister Schäuble (CDU) geschrieben. Sie erhofft Hilfe bei der Ausbildung von Polizeikräften durch die Bundespolizei und entsprechende Mittel im Etat. Auch eine weibliche Einheit sei wichtig. Denn nach den Erfahrungen mit Massenvergewaltigungen fürchteten die Frauen Männer in Uniform, sagen die beiden Politikerinnen. Däubler-Gmelin beklagte zudem, dass es leichter sei, Gelder für die enorm teuren Militäreinsätze zu bekommen als für die viel günstigeren, aber enorm wichtigen Peacebuilding-Einsätze.

Derweil warb UN-Generalsekretär Ban Ki Moon in Darfur für die geplante internationale Truppe von UN und Afrikanischer Union. In einem Flüchtlingslager nahe Al Fascher protestierten allerdings arabisch sprechende Anhänger der Regierung in Khartum gegen die Pläne so massiv, dass er sein Programm nach UN-Angaben ändern musste. Von anderen Flüchtlingen sei er aber gebeten worden, die 26 000-Mann-Truppe so schnell wie möglich zu stationieren. Robinson und Däubler-Gmelin gehen davon aus, dass diese Truppe erst in einem oder anderthalb Jahren ihre Arbeit aufnehmen wird. Ban lobte die neue Kooperationsbereitschaft von Sudans Präsident Omar al Baschir. Er habe zugesagt, die UN-Bemühungen um einen Waffenstillstand und politische Gespräche zu unterstützen. Am 21. September will Ban am UN-Hauptsitz in New York mit den verfeindeten Rebellen und Milizen sprechen. Als Vertreter der Regierung wird Außenminister Lam Akol erwartet. Zudem ernannte Ban den bisher im Irak tätigen pakistanischen Diplomaten Ashraf Qazi zum neuen Sudan-Sonderbeauftragten. (mit dpa)

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