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Hilfe im Baukastenprinzip.

© www.morethanshelters.org

Hilfe für syrische Flüchtlinge: Mehr als ein bloßes Zelt

Eine kleine Hamburger Firma hat neuartige Unterkünfte entwickelt, die für syrische Flüchtlinge zum Einsatz kommen sollen. Gemeinsam mit dem THW bringt das Unternehmen "More than Shelters" die Behausungen ins Camp Zaatari in Jordanien.

Ganz im Norden Jordaniens nahe der Grenze ist eins der größten Flüchtlingscamps der Welt entstanden: In Zaatari leben derzeit 125.000 Menschen mitten in der Wüste in Zelten und Containern - geflohen vor Krieg und Gewalt in Syrien. Die Zustände chaotisch. Die Firma "More than Shelters" aus Hamburg-Ottensen will den Flüchtlingen helfen, sich so etwas wie ein langfristiges Zuhause zu schaffen. Sie liefert das Zeltsystem "Domo". Der Name kommt aus dem Esperanto und heißt "Zuhause". Derzeit läuft eine Crowdfunding-Kampagne zur Finanzierung der ersten 50 Unterkünfte.
Im Frühjahr wird More than Shelters in Zaatari gemeinsam mit dem Technischem Hilfswerk (THW) und dem Flüchtlingswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) die ersten Domos aufstellen. Das sind mobile Flüchtlingsunterkünfte, die nach dem Baukastenprinzip funktionieren. Sie lassen sich umbauen, miteinander verbinden und erweitern. Ihr Vorteil: "Sie sind deutlich stabiler und langlebiger als bisherige Zelte", erklärt Daniel Kerber, Initiator und Geschäftsführer von More than Shelters: "Dabei lassen sie sich aber genauso schnell auf- und abbauen wie bisherige Zelte."

Der Clou: Materialien sind nicht festgelegt

Die Bauweise der Domos kann an die Bedürfnisse vor Ort angepasst werden. "Das faltbare Tragewerk wird aus Holz oder Metall sein, und daran wird dann die Plane befestigt", erklärt Kerber. Der Clou: Auch die Materialien sind nicht festgelegt: "Wenn es vor Ort geeignete Materialien gibt, nehmen wir natürlich die." Auch die Planen, die in der Basis-Variante vorerst eingesetzt werden, könnten ersetzt werden. Etwa durch Wellblechplatten, wie sie in Slums oft zum Hüttenbau verwendet werden.

Beliebig erweiterbar: das Zeltsystem "Domo".
Beliebig erweiterbar: das Zeltsystem "Domo".

© www.morethanshelters.org

Das Wort "Zelt" versucht Kerber zu vermeiden. "Den englischen Ausdruck 'shelter' finde ich schöner, weil er den Aspekt des Beschützens enthält", sagt der 43-Jährige. Bei dem Projekt gehe es allerdings um mehr als um ein paar Zelte, die aufgestellt werden, sagt Kerber. "Die NGOs leisten Nothilfe, da muss es schnell gehen, da geht es um Logistik." Inzwischen ist das Lager Zaatari so groß, dass Aspekte der Stadtplanung wichtig werden. "Die Menschen werden dort unter Umständen fünf, zehn oder fünfzehn Jahre leben", sagt Kerber.

"Wir wollen den Menschen helfen, eine langfristige Umgebung für ein friedliches Leben zu schaffen", sagt Kerber. Die Flüchtlinge selbst sollen Einfluss darauf haben, wie die neuen Herbergen in Zukunft aussehen. Die Domos sollen nicht nur den klimatischen Bedingungen, sondern auch kulturellen Gewohnheiten angepasst werden. Beim letzten Besuch fiel gemeinsam mit dem UNHCR die Entscheidung, zwei Mitarbeiter der Firma dauerhaft in Zaatari zu stationieren. Zum festen Team in Hamburg gehören bisher fünf Mitarbeiter, viele Beteiligte arbeiten projektbezogen und freiberuflich. Das Team besteht aus Architekten, Designern und Ingenieuren, aber auch Sozialwissenschaftlern und Politologen. Zu den Partnern gehören neben verschiedenen Hilfsorganisationen auch die Hamburger Hochschule für Bildende Künste, an der Kerber forscht. Die Produktion selbst übernehmen externe Zulieferer. Die Verhandlungen mit großen Outdoor-Ausrüstern liefen erfolgreich, "so dass wir auch große Stückzahlen produzieren können".

Eine Crowdfunding-Kampagne auf der Plattform startnext.de soll helfen, das Projekt in Jordanien zu finanzieren. Seit Anfang November kann man dort in einem Blog den Stand der Vorbereitungen verfolgen und online eine beliebige Summe spenden. Kerber hat keine Zweifel, die Mindestsumme von 25.000 Euro bis zum Ende der Kampagne am 31. Januar zu erreichen. Davon sollen dann die ersten Domos nach Jordanien gebracht werden. Unterstützt wird das Projekt zusätzlich durch eine Förderung der Innovationsstiftung Hamburg, verschiedene andere Stiftungen und private Spenden. (epd)

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