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Hillary Clinton könnte die erste weibliche Präsidentin der USA werden.

© Getty/AFP

Hillary Clinton gegen Jeb Bush: Duell der Dynastien

Im US-Wahlkampf könnten sich Hillary Clinton und Jeb Bush gegenüberstehen. Beide gehören mächtigen Politikerfamilien an.

Lange bevor die Amerikaner ihren nächsten Präsidenten wählen, türmt sich der Wahlkampf zum Wettstreit zweier Dynastien auf: Als Favoritin der Demokraten gilt Hillary Clinton, im Lager der Republikaner genießt Jeb Bush, der am Mittwoch seine Kandidatur verkündete, die höchste Zustimmung. Clinton und ihr Mann, der Ex-Präsident Bill Clinton, gelten seit Jahren als Ikonen der Demokratischen Partei. Bush, dessen Vater und Bruder bereits Präsidenten der USA waren, gilt als Liebling der finanzstarken Konservativen. Zwar lehnen die Bürger der Vereinigten Staaten mit Verweis auf die Geschichte ihres Landes jede Form der Erbmonarchie ab. Mit Politiker-Dynastien wie denen der Bushs und Clintons haben sie jedoch kein Problem. Viel eher gilt ein einflussreicher Familienname in den USA als Marke, anhand derer Wähler sich mit einem Kandidaten identifizieren können.

Clinton und Bush verfügen dank ihrer Familien über ein mächtiges Netzwerk von Unterstützern. Zudem haben beide Kontrahenten die Aussicht auf prall gefüllte Wahlkampfkassen: Clintons Team plant offenbar, bis zur Wahl Ende 2016 ein historisches Budget von 2,5 Milliarden US-Dollar (2,2 Milliarden Euro) aufzutreiben, Jeb Bush will mithilfe reicher Spender schon im ersten Quartal des Wahlkampfs 100 Millionen Dollar einsammeln. Falls Clinton und Bush den Vorwahlkampf ihrer Parteien gewinnen, treffen 2016 zum zweiten Mal Mitglieder der mächtigen Politiker-Clans in einer Abstimmung aufeinander – 1992 hatte der junge Gouverneur Bill Clinton die Präsidentschaftswahl gegen den Bush Senior gewonnen.

Bills Frau Hillary, die im Vorwahlkampf der Demokraten 2008 gegen den aktuellen Amtsinhaber Barack Obama verlor, könnte die erste weibliche Präsidentin der USA werden. Im Wahlkampf inszeniert sich Clinton bislang als weltgewandte Staatslenkerin: Sie brüstet sich mit ihrer Erfahrung, die sie als Außenministerin unter Präsident Obama gesammelt hat, und verweist zudem auf ihre Zeit als Senatorin des Bundesstaats New York. Während Kritiker der Präsidentengattin Clinton in der Vergangenheit mangelnde Empathie für die Probleme der Mittelschicht vorgeworfen hatten, zielt die Kampagne der 67-Jährigen nun auf ebenjenes Milieu ab: „Der Durchschnittsamerikaner braucht einen Vorreiter. Und ich will dieser Vorreiter sein“, kündigt Clinton in ihrem aufwendig produzierten Wahlkampfvideo Mitte April an. Sie wirbt um Frauen, Afroamerikaner, Studenten,Einwanderer Liberale – also all jene Amerikaner, bei denen es die Republikaner traditionell schwer haben und deren Stimmen Barack Obama gleich zwei Mal zum Sieg verhalfen.

Clinton profitiert auch mit Blick auf ihre Wahlkampfteam von der ruhmreichen Vergangenheit ihrer Familie: Der in Washington hoch angesehene Politikstratege John Podesta, der schon unter ihrem Mann Bill Clinton als Stabschef im Weißen Haus diente, steht ihr als oberster Wahlkampfberater zur Seite.

Derzeit ist Clinton im für den Vorwahlkampf wichtigen US-Bundesstaat Iowa unterwegs. Dort trifft sie in Gemeindezentren und Schulen auf Unternehmer, Jugendliche und Lokalpolitiker, denen sie zu Beginn des Wahlkampfs erst einmal nur zuhören wolle, wie sie sagt. Tatsächlich vermeidet Clinton bisher große Auftritte, um das ihr anhaftende Image als kühle Karrieristin zu entkräften.

Bush und Clinton ringen mit dem Erbe ihres Clans

Bruder und Vater von Jeb Bush waren schon Präsidenten der USA.
Bruder und Vater von Jeb Bush waren schon Präsidenten der USA.

© dpa

Jeb Bush hingegen gibt sich als klassischer Republikaner: Der ehemalige Banker spricht sich gegen höhere Steuern für Reiche und für ein uneingeschränktes Recht auf Waffenbesitz aus. Er zeichnet ein Feindbild des amtierenden Präsidenten Barack Obama, kritisiert die nach ihm benannte Gesundheitsreform Obamacare und wirft ihm außenpolitisches Versagen vor. Seit seiner Zeit als Gouverneur von Florida versucht Bush jedoch, die extremen Positionen seiner republikanischen Gegenkandidaten zu Themen wie Abtreibung oder gleichgeschlechtlicher Ehe zu vermeiden. Manche erzkonservativen Parteikollegen werfen ihm deshalb vor, den politischen Mainstream zu bedienen. Diese Zurückhaltung könnte Bush jedoch Sympathien bei großen Teilen der amerikanischen Bevölkerung einbringen, die reaktionäre Positionen wie die der libertären Tea-Party-Bewegung ablehnen. Denn Jeb Bush weiß, das die amerikanische Gesellschaft in vielen Fragen weiter ist als die republikanische Partei: „Viel zu viele Menschen glauben, Republikaner sind Anti-Einwanderer, Anti-Frauen, Anti-Wissenschaft, Anti-Schule, Anti-Arbeiter und die Liste geht weiter und weiter“, warf er dem rechten Flügel seiner Partei 2013 vor.

Denn da die klassische Wählerklientel der Republikaner – männlich, weiß, religiös – angesichts der Zuwanderung aus Lateinamerika und Asien stetig schrumpft, genügt es für einen Wahlsieg nicht mehr, nur die alten Stammwähler zu begeistern. Barack Obamas Wahlkampfkampagnen haben diesen demografischen Erdrutsch eindrucksvoll bewiesen. Bush, der mit einer gebürtigen Mexikanerin verheiratet ist, hat jedoch auch die Unterstützung großer Teile der spanisch sprechenden Bevölkerung der USA auf seiner Seite.

Romneys, Kennedys, Roosevelts und Rockefellers sind Beleg der aristokratischen Verhältnisse

In dem Land, dessen Wurzeln im Unabhängigkeitskrieg gegen die britische Krone liegen, haben wohl mehr Enkel, Töchter, Brüder und Neffen die Politik und Wirtschaft geprägt als in jeder anderen westlichen Demokratie. Beleg für diese aristokratischen Verhältnisse sind auch die Familien der Romneys, Kennedys, Roosevelts und Rockefellers.

Jedoch ringen derzeit sowohl Clinton als auch Bush mit dem politischen Erbe ihrer Clans: Hillary Clinton stand in den letzten Wochen wegen undurchsichtiger Spenden großer Unternehmen an die familieneigene Clinton-Stiftung in der Kritik. Der Vorwurf: Die Stiftung habe in den letzten Jahren Spenden von Konzernen eingesammelt, für die Clinton zuvor als US-Außenministerin aggressiv im Ausland geworben hat. Die Nähe zur Wirtschaft, bemängeln Clinton-Gegner, gefährde ihre Unabhängigkeit. Zudem hatte die Stiftung bei der Offenlegung ihrer Finanzen Spenden von Regierungen fälschlicherweise mit anderen Spenden vermischt.

Jeb Bush hatte zu Beginn der Woche mit der Äußerung für Aufsehen gesorgt, er teile die Entscheidung seines Bruders George W. Bush, im Jahr 2003 in den Irak einzumarschieren. Nach lautstarker Kritik vonseiten seiner republikanische Konkurrenten ruderte Bush am Donnerstag jedoch zurück: „Ich hätte den Befehl nicht gegeben. Ich wäre nicht in den Irak einmarschiert.“ Dennoch wird Bush wohl noch häufiger an den Äußerungen seiner Familienmitglieder gemessen werden.

Paul Middelhoff

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