zum Hauptinhalt
Kurs Weißes Haus? Die frühere US-Außenministerin und First Lady Hillary Clinton.

© dpa

Hillary Clinton und ihre Autobiografie: Abrechnung mit Barack Obama, Wladimir Putin - und sich selbst

Sie war First Lady, Außenministerin der USA - jetzt strebt sie vermutlich ins mächtigste Amt der Welt. Hillary Clinton will ins Weiße Haus. Ihre Autobiografie soll den Weg ebnen - als Probelauf.

Die frühere US-Außenministerin und First Lady Hillary Clinton hat die Affäre ihres Ehemanns Bill Clinton mit der Praktikantin Monica Lewinsky nach eigenen Angaben überwunden. "Ich denke, alle sollten in die Zukunft blicken", sagte sie in einem Interview mit dem US-Magazin "People". Den Skandal, der die Clinton-Präsidentschaft in den 90er Jahren überschattete, "habe ich hinter mir gelassen".
Zu Berichten, sie habe Lewinsky einst als "narzisstische, bekloppte Witzfigur" bezeichnet, wollte sich die als nächste Präsidentschaftskandidatin der Demokraten gehandelte Politikerin nicht äußern.
Der Lewinsky-Skandal war Anfang Mai wieder in das öffentliche Interesse gerückt, als die frühere Praktikantin im Weißen Haus in der Zeitschrift "Vanity Fair" erstmals ihre Sicht der Ereignisse niedergeschrieben hatte. In dem Text beklagte die mittlerweile 40-Jährige, dass sie als "Sündenbock" herhalten musste, um die "Machtposition" von Präsident Clinton zu schützen. Allerdings betonte sie, dass beide die Affäre "im gegenseitigen Einverständnis" eingegangen seien.

Monica Lewinsky hätte Bill Clinton fast zu Fall gebracht

Die 1995 begonnene außereheliche Liebesbeziehung hätte den damaligen Präsidenten fast zu Fall gebracht. Das Repräsentantenhaus leitete im Dezember 1998 ein Amtsenthebungsverfahren wegen Verdachts des Meineids und der Behinderung der Justiz ein. Clinton hatte ausgesagt, kein sexuelles Verhältnis mit der Praktikantin gehabt zu haben. Der Präsident überstand das Verfahren, weil bei der Senatsabstimmung im Februar 1999 nicht die erforderliche Zweidrittelmehrheit zustande kam.

Hillary Clinton hat noch nicht offiziell erklärt, ob sie sich nach der Niederlage gegen Barack Obama im Vorwahlkampf der Demokraten 2008 noch einmal um die Präsidentschaftskandidatur ihrer Partei bewerben wird. Umfragen sehen sie weit vor der Konkurrenz. Anfang des Jahres hatte das Online-Magazin "Politico" berichtet, dass ein Wahlkampfteam für Clinton bereits eine "Schattenkampagne" führe. Mit Vertrauten habe die Politikerin ihre Chancen bei der Wahl im November 2016 durchgespielt, bei der Obama nach zwei Amtszeiten nicht mehr antreten darf.

Hillary Clintons Biografie erscheint am 10. Juni

Seit Monaten zeigt Clinton mit Interviews und öffentlichen Auftritten Präsenz, am 10. Juni bringt sie in den USA ihre Autobiographie "Hard Choices" heraus. Die deutsche Fassung mit dem Titel "Entscheidungen" erscheint zeitgleich. Auch mehrere politische Interessengruppen trommeln für eine Clinton-Kandidatur, darunter eine Organisation mit dem Namen "Bereit für Hillary". Diese sogenannten Super-PACs, die Spendengelder in unbegrenzter Höhe annehmen dürfen, stehen allerdings nicht unter der Kontrolle der Ex-Außenministerin.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Im Interview mit "People" hielt sich Clinton beim Thema Präsidentschaftswahl 2016 bedeckt. Mit Blick auf die Schwangerschaft ihrer Tochter Chelsea sagte sie: "Mit der zusätzlichen Freude des 'Ich werde Großmutter' möchte ich im Hier und Jetzt leben." Zugleich erklärte Clinton aber, sie sei "besorgt über das, was ich in diesem Land und in der Welt geschehen sehe". In den "nächsten Monaten" wolle sie sich darüber Gedanken machen, "welche Rolle ich meiner Meinung nach spielen kann und sollte". Die angekündigte Präsentationstour für ihre Memoiren werden zum Teil als Versuch verstanden, einen Probelauf für das Rennen um die Präsidentschaftskandidatur zu unternehmen.

Ihre persönliche Beziehung zu Obama spielt in der Biografie offenbar eine größere Rolle. Er hatte ihr 2008 in einem harten und spannenden Vorwahlkampf die Präsidentschaftskandidatur für die Demokraten weggeschnappt. Sie schildert, wie unbehaglich ihr erstes Treffen mit dem Widersacher nach der Vorwahl für sie gewesen sei. "Wir haben uns angestarrt wie zwei Teenager bei der ersten Verabredung." Clinton entschuldigt sich auch, 2002 als Senatorin im Kongress für den Irakkrieg unter der Präsidentschaft des Republikaners George W. Bush gestimmt zu haben. "Ich war nicht die einzige, die einen Fehler gemacht hat. Aber ich habe dennoch einen Fehler gemacht. Eindeutig." Sie habe gedacht, "in gutem Glauben gehandelt und die beste Entscheidung getroffen zu haben". Die USA begannen den stark umstrittenen Militäreinsatz im März 2003.

Von Kremlchef Wladimir Putin hält Clinton offensichtlich nicht besonders viel . Der russische Präsident sei "dünnhäutig und autokratisch", schreibt sie nach einem Bericht des TV-Senders CBS in ihrer Autobiografie. "Er nimmt Kritik übel und greift schließlich bei Widerspruch und Debatten hart durch." Die Gegenreaktion des Westens auf seine Annexionspolitik habe Erfolg, deutete sie demnach an. "Wenn Putin sich zurückhält, dann nicht, weil er seinen Appetit für mehr Macht, Land und Einfluss verloren hätte", zitiert CBS aus dem Buch. Die Stärke der Nato trage ihren Teil dazu bei, ihm Einhalt zu gebieten.
Putin hatte seinerseits kurz zuvor in einem Interview gegen Clinton geschossen. "Wenn Leute Grenzen überschreiten, machen sie das nicht, weil sie so stark sind, sondern weil sie so schwach sind. Aber vielleicht ist Schwäche nicht die schlechteste Eigenschaft für eine Frau", sagte er in einer Reaktion darauf, dass sie ihn wegen seiner Rolle in der Ukraine-Krise mit Adolf Hitler verglichen habe. (AFP/dpa)

Zur Startseite