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Politik: Hinter den Linden: Auf ein Word

Es ist an der Zeit, mal ein Word über jene Rechtschreibprogramme zu verlieren, die man einfach so in durchschnittliche Computer eingepflanzt hat. Ohne zu fragen.

Es ist an der Zeit, mal ein Word über jene Rechtschreibprogramme zu verlieren, die man einfach so in durchschnittliche Computer eingepflanzt hat. Ohne zu fragen. So ein Programm könnte zum Beispiel den ein oder anderen Tippfehler aus Texten hinausbügeln. Nur leider sind solche Programme ziemlich ignorant, das Wort hinausbügeln zum Beispiel kennen sie gar nicht und manchmal, wenn man nicht himmlisch aufpasst, schleusen sie sogar richtigen Unsinn in so einen Text ein. Oder kennen Sie den Erwin Marschmusik? Nun darf man von den Konzeptoren der Word-Rechtschreibhilfe nicht erwarten, dass sie jeden Bundestags-Hinterbänkler kennen. Aber dass die CDU-Vorsitzende dank Word zur Angola Mergel mutiert, muss dann doch nicht sein. Weil Mergel ein Sedimentgestein aus Kalk und Ton ist, ein Rohstoff, der in jeden ordentlichen Zement gehört. Man kann also nicht unbedingt von einem Synonym sprechen.

Auch beim guten Edmund Stoiber nicht, den Word lieber als Herrn Stoiker gedruckt sähe. Das will wirklich nicht einleuchten, wenn man ihn bei seinem hektischen Haspel-Auftritt bei Sabine Christiansen beobachtet hat. Fehlte nur noch, dass Word aus der SPD-Abgeordneten Krüger-Leissner eine Frau Krümelmonster machte. Beim innenpolitischen Sprecher der Union, bei Erwin Marschewski also, scheint man sich hingegen Gedanken gemacht zu haben. Vielleicht steckt ja doch ein Hauch von Sinn dahinter, wenn unsere Rechtschreibhilfe ihn konsequent in Erwin Marschmusik umbenennt. Dessen Äußerungen zur Zuwanderungspolitik klingen ja tatsächlich so rustikal wie ein gutes deutsches Dschingderassabumm.

Markus Feldenkirchen

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