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Politik: Hinter den Linden: Eisern

Da sage noch mal jemand, unsere Politiker hätten keine festen Grundsätze. Finanzminister Hans Eichel (SPD), wegen seines Sparkurses gern "der eiserne Hans" genannt, jedenfalls hat welche.

Da sage noch mal jemand, unsere Politiker hätten keine festen Grundsätze. Finanzminister Hans Eichel (SPD), wegen seines Sparkurses gern "der eiserne Hans" genannt, jedenfalls hat welche. Und die haben natürlich mit dem Sparen zu tun. Zwar bedrängen ihn immer wieder alle möglichen Kollegen aus dem Kabinett und verlangen mehr Geld. Doch Eichel bleibt hart. Verteidigungsminister Rudolf Scharping (SPD) musste das erst jüngst wieder leidvoll erfahren. Auch beim Kindergeld knausert der Finanzminister öffentlich erst mal. Der Mann meint es ernst. Fast, so scheint es, macht ihm das sogar richtig Spaß. Dass das so ist, erfuhr SPD-Fraktionschef Peter Struck ziemlich eindrücklich, als er im Wahlkampf in BadenWürttemberg unterwegs war. Eichel lag zu der Zeit wegen seines Bandscheibenvorfalls in einem Krankenhaus und sollte operiert werden. Bei Struck klingelte das Handy. Der Anrufer: Hans Eichel. Struck: "Ich denke, Du liegst schon in Narkose." Eichel: "Bin ich auch schon fast." Aber eins wollte der Finanzminister dem Chef der SPD-Fraktion unbedingt noch mit auf den Weg geben. "Wenn ich jetzt für zwei, drei Tage nicht da bin, lass die Fraktion nichts beschließen, was Geld kostet, Peter", bat Eichel. "Versprochen." Und Struck hielt sein Versprechen, was vielleicht zur schnelleren Gesundung beiträgt. Vom Sparkurs wird nicht abgewichen: Bundeskanzler Gerhard Schröder hat es vor der SPD-Fraktion gerade erst wieder bekräftigt. Kein Wunder. Wenn einer so fest in seinen Überzeugungen ist, dass er noch vom Operationstisch aus dafür Sorge trägt, dass sie eingehalten werden, dann sind unsere Politiker wohl doch standfester als allgemein gedacht.

Carsten Germis

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