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Politik: Hinter den Linden: Er, er, er

Wer am Mittwoch in Berlin am Schiffbauerdamm durch die Gänge des Hauses der Bundespressekonferenz spazierte, konnte dort ungewohnte Szenen beobachten. Laute Musik schallte durch die Gänge.

Wer am Mittwoch in Berlin am Schiffbauerdamm durch die Gänge des Hauses der Bundespressekonferenz spazierte, konnte dort ungewohnte Szenen beobachten. Laute Musik schallte durch die Gänge. Eine Parlamentskorrespondentin legte mit einem Kollegen gar ein paar flotte Tanzschritte aufs Parkett. Doch was sorgte für die gute Stimmung und die flotten Rhythmen? Die Berliner Rock-Gruppe "dezibel" mit ihrem jetzt wohl schon bekanntesten Song "Er - Wer sonst?!"

Drei Minuten und 40 Sekunden lang ist der Song, ein Loblied auf Finanzminister Hans Eichel (SPD) und seinen Sparkurs. Dem obersten Kassenwart der Republik, der so gern von steuerrechtlichen Feinheiten wie dem Halbeinkünfteverfahren und seinen Vorteilen spricht, braucht ein flotteres Image, scheinen sich seine PR-Berater gedacht zu haben. Gesagt, getan: "dezibel" dichtete ein flottes Lied auf den Minister: "Er, er, er ist sparsam, fleißig und manchmal kulant; er, er, er - wer sonst?"

Beim Tag der offenen Tür im Finanzministerium am 1. und 2. September wird der Auftritt der Band mit dem eigens für diesen Tag komponierten Song als "Highlight" angekündigt - für Punkt 16 Uhr am ersten und für 10 und 17 Uhr am zweiten Tag. "Lassen Sie sich mitreißen von der ausdrucksstarken und gefühlvollen Stimme der Sängerin der Berliner Band dezibel!", heißt es in der Einladung. Die Sängerin heißt Geppi, und bislang kennt sie Hans Eichel nach eigenem Bekunden nur aus dem Fernsehen.

Doch schließlich hat der Minister in Deutschland in nur zwei Jahren das Sparen populär gemacht und der Finanzpolitik eine neue Richtung gewiesen. Vielleicht macht er nun auch die Sänger bekannt, die so herzzerreißend sein Loblied singen. Die CD zum Tag der offenen Tür fand jedenfalls schon reißenden Absatz. Und: "Er, er, er spart mit eiserner Hand für dieses Land; er, er, er - wer sonst?"

Carsten Germis

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