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Politik: Hinter den Linden: Es gibt ein Problem ...

Wir müssen ein ernstes Wort miteinander reden. Das ist an dieser Stelle ungewöhnlich, wurde aber auch in der Vergangenheit in kritischen, den ganzen Menschen fordernden Situationen gewagt.

Wir müssen ein ernstes Wort miteinander reden. Das ist an dieser Stelle ungewöhnlich, wurde aber auch in der Vergangenheit in kritischen, den ganzen Menschen fordernden Situationen gewagt. Es geht um die Gefährdung des Berliner Leit-Humors. Es geht um Grundsätzliches im menschlichen Miteinander, sozusagen um die Kultur des Lachens. Es geht um Karneval, Fasching, Fasnacht, Fasnet, aus der Sicht des Berliners also um verdächtige multikulturelle Verhaltensweisen, um Unangepasstheit an preussisch-protestantisches Wesen. Zwar hat es am 11. 11. gewisse Indizien für die großzügige Berliner Bereitschaft gegeben, Karneval ähnlich souverän zu ertragen wie Hammelbraten im Tiergarten. Eberhard Diepgen war an diesem Tag - börsentechnisch würde man das wohl eine Seitwärtsbewegung nennen - in Dienstgeschäften unterwegs. Der für sein breites Lächeln und seine fröhliche Art bekannte Innensenator Eckart Werthebach empfing im Roten Rathaus eine gewisse Prinzessin Brigitta und einen ihr in asexueller Partnerschaft zugeordneten Prinzen Thomas als offizielle Vertreter der rheinischen Asylbewerber und ließ sich in der Öffentlichkeit von mehreren Frauen küssen. Glücklicherweise reagierte wenigstens die Berliner Polizei, die auf die demonstrierenden Lehrer wartete, mit gewohnter Konsequenz und unterband alle Bemühungen sogenannter Narren, das Dienstgebäude zu betreten. Aber es gibt Anzeichen dafür, dass dies nur erste Versuche waren, das Berliner Wesen grundsätzlich in Frage zu stellen: Am 23. März 2001 soll es einen sogenannten Karnevalsumzug geben. Der letzte derartige Versuch massiver Insubordination liegt 43 Jahre zurück. Aber wir ahnten ja, dass uns der Regierungsumzug Probleme bringen wird...

Gerd Appenzeller

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