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Politik: Hinter den Linden: Futuristischer Vorstoß

Aufwühlende, ja verwirrende Zeiten hinterlassen Spuren in den Köpfen der Menschen. Manchmal wundert man sich aber schon, was jene Köpfe, die von sich behaupten, politisch zu denken, dieser Tage für Probleme lösen wollen.

Aufwühlende, ja verwirrende Zeiten hinterlassen Spuren in den Köpfen der Menschen. Manchmal wundert man sich aber schon, was jene Köpfe, die von sich behaupten, politisch zu denken, dieser Tage für Probleme lösen wollen. Zwei Beispiele: Da flatterte neulich eine Pressemitteilung in die Redaktionen der Hauptstadt, in denen ein Abgeordneter der PDS der verlorenen Zeit hinterher weinte und sie irgendwie wiederhaben wollte. Das war einen Tag nach der Umstellung auf die Winterzeit. Oder war das sozialistischer Humor? Egal. Der Zeitminister hat die Forderung schlicht ignoriert. Wer mochte, durfte da schmunzeln.

Was jetzt durch die Faxgeräte ratterte, hätte auch als Witz verstanden werden können. Wenn sie nicht ernst gemeint gewesen wäre, die Forderung, ein Parteiausschlussverfahren gegen Bundeskanzler Gerhard Schröder einzuleiten. Auf dem SPD-Parteitag soll das geschehen, am Montag in Nürnberg. Die Forderung "Schröder muss raus" kommt aus der SPD selbst. Zumindest aus einer Gruppe der Berliner Sozialdemokraten, die sich "Futuristen in der SPD" nennen.

Die Sektierer-Kombo ist offenbar derart der Zukunft zugewandt, dass sie Dinge erkennt, die uns Gegenwarts-Verhafteten schlicht entgehen: dass Schröder "rechtsradikal" sei, weil er die "Enttabuisierung des Militärischen" gefordert hatte, was ja nur "der vorläufige Gipfel einer Entwicklung rechtsradikaler öffentlicher Äußerungen des Parteivorsitzenden" gewesen sei. Man muss sich damit nicht auseinander setzen. Der Vergleich zeigt aber, dass altbackene Traditionssozis der PDS weit harmloser sind als Futursozis aus der SPD. Auch für den Kanzler.

Markus Feldenkirchen

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