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Politik: Hinter den Linden: Hart am Objekt

"Die Partei des Demokratischen Sozialismus zeigt keine ernsthaften Anzeichen dafür, ihr bislang zwiespältiges Verhältnis zum parlamentarischen System und zu wesentlichen Elementen der freiheitlichen demokratischen Grundordnung zu klären." Das ist ein harter Satz, fürwahr.

Von Robert Birnbaum

"Die Partei des Demokratischen Sozialismus zeigt keine ernsthaften Anzeichen dafür, ihr bislang zwiespältiges Verhältnis zum parlamentarischen System und zu wesentlichen Elementen der freiheitlichen demokratischen Grundordnung zu klären." Das ist ein harter Satz, fürwahr. Zu lesen ist er im Verfassungsschutzbericht 1999, herausgegeben vom Bundesminister des Inneren, Otto Schily. Der Satz erinnert uns daran, dass die PDS nach wie vor Gegenstand der Beobachtung ist. Man darf sich das nun nicht so vorstellen, dass bei jeder PDS-Ortsvereinsversammlung einer mit einem Schlapphut herumlungert. Nein, die Jungs sitzen in ihren Kölner Amtsstuben, lesen das "Neue Deutschland" sowie das PDS-Parteiprogramm und gucken abends, mit amerikanischem Bourbon gegen jede ideologische Infektion immunisiert, im Fernsehen alle Talkshow-Auftritt von Gregor Gysi.

Um so höher ist es zu loben, wenn mal jemand wirklich hart am Objekt recherchiert. Es ist deshalb grundfalsch, wie der CSU-Landesgruppenchef Michael Glos die Lage einschätzt. Glos hat darüber sinniert, dass ja Gerhard Schröder neulich mit dem PDS-Chef Bisky zu Abend gegessen hat. Und zwar alleine. Das hat den Christsozialen eingedenk des eingangs zitierten Satzes ziemlich irritiert. Denn: "Das müsste eigentlich der Schily beobachten lassen, diese Gespräche." Tja, Michael Glos, als Opposition kennt man die Geheimnisse der Regierung nicht! Unsere Recherchen haben ergeben: Es war gar kein harmloses Essen. Das war ein Lauschangriff. Schilys bester Under-Cover-Agent saß mit am Tisch: Deckname "Kanzler".

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