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Politik: Hinter den Linden: Kammerjäger

Alle paar Jahre fragt das Demoskopen-Institut Allensbach das Volk, welches Ansehen verschiedene Berufe genießen. Das Ergebnis ist für unsereinen stets betrüblich.

Von Robert Birnbaum

Alle paar Jahre fragt das Demoskopen-Institut Allensbach das Volk, welches Ansehen verschiedene Berufe genießen. Das Ergebnis ist für unsereinen stets betrüblich. Der Journalist bringt es gerade mal bei 18 Prozent der Leute auf Hochachtung. Noch mieser angesehen sind nur Studienräte, Politiker, Gewerkschaftsführer und Buchhändler.

Warum wir so übel angesehen sind? Auch keine Ahnung. Wirklich nicht! Es kann höchstens an der alten Unsitte liegen, uns der Fauna zuzuschlagen. Mit schwarzen Schafen werden wir verglichen oder auch, in memoriam Franz Josef Strauß, mit Ratten und Schmeißfliegen. So was bleibt natürlich nicht ohne Folgen. Man traut uns nicht. Wir dürfen, nur zum Beispiel, nicht einfach so im Deutschen Bundestag umherschwirren. Das heißt, theoretisch schon. Dafür haben wir extra den kleinen gelben Plastikausweis für die Parlamentsjournalisten. Mit dem kommt man in den Reichstag genau so wie in das Paul-Löbe-Haus. Vom Paul-Löbe-Haus in den Reichstag kommt man damit aber nicht immer. Neulich war der Tunnel zwischen den beiden Gebäuden tabu: "Seit 15:00 Uhr", sprach der uniformierte Zerberus, "für Journalisten hier nicht mehr. Gehnse oben rum". Seither rätseln wir, was das unter dem Aspekt unseres angeschlagenen Berufsprestiges bedeutete. Hat Wolfgang Thierse etwa Angst, wir buddeln da unten im Untergrund rum?

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