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Politik: Hinter den Linden: Kochen Sie liberal?

Kann man sich vorstellen, dass ein Mitarbeiter der Konrad-Adenauer-Stiftung die Grundwerte des christlichen Abendlandes verdammt? Dass ein Angestellter der Friedrich-Ebert-Stiftung auf die soziale Gerechtigkeit pfeift?

Von Hans Monath

Kann man sich vorstellen, dass ein Mitarbeiter der Konrad-Adenauer-Stiftung die Grundwerte des christlichen Abendlandes verdammt? Dass ein Angestellter der Friedrich-Ebert-Stiftung auf die soziale Gerechtigkeit pfeift? Wer sein Geld ausgerechnet in einer parteinahen Stiftung verdienen will, von dem wird schon erwartet, dass er wenigstens die politischen Grundlinien des Arbeitgebers teilt.

An dieses bewährte Prinzip dachten nun wohl auch die Verantwortlichen der liberalen Friedrich-Naumann-Stiftung. Deren Theodor-Heuss-Akademie in Gummersbach nämlich schrieb auf der Homepage der Stiftung im Internet die Stelle eines oder einer "Hauswirtschafter/in für die Küche" aus. Die Aufgaben: Zubereitung von Mahlzeiten, Reinigungsarbeiten, Service. Und was teilt die Stiftung Arbeit suchenden Köchen oder Köchinnen als erstes mit? "Im Rahmen ihrer liberalen Zielsetzung", heißt es da tatsächlich, trage die Stiftung "weltweit dazu bei, dass sich Individuen und Gruppen stärker am politischen und gesellschaftlichen Prozess beteiligen können". Das klingt vielleicht etwas abstrakt, lässt sich aber leicht in die Küchenpraxis übersetzen. Zunächst hat der liberale Küchenchef bei der Komposition des Wochenmenüs viel größere Freiheiten als etwa ein Kollege von der Konrad-Adenauer-Stiftung: Wer vor allem hungrige Freigeister verpflegt, muss weder auf religiöse Fastenzeiten Rücksicht nehmen noch den fleischlosen Freitag achten.

Bei den Rezepten wird es dann allerdings deutlich schwieriger. Eintöpfe sind für liberale Köche grundsätzlich tabu, schließlich muss jedes Gemüse die Möglichkeit haben, seinen ganz eigenen Geschmack ungehindert zu entfalten. Ebenso verboten sind natürlich Einheitssoßen für verschiedene Menüs oder gar Fischstäbchen, allein schon, weil die so grässlich normiert sind. Und Würstchen erst. Keiner weiß was drin ist, aber alles schimmert rötlich. Ob es mit Friedrich Naumanns Grundsätzen wohl vereinbar ist, bei der Arbeit im Service eine Kellneruniform zu tragen? Wie dem auch sei: Vor genmanipulierten Tomaten sollte ein Bewerber nicht zurückschrecken, die Liberalen sind der Biotechnologie gegenüber sehr aufgeschlossen. Haben Sie Geschmack an der liberalen Küche gefunden? Aussagefähige Bewerbungsunterlagen mit Lebenslauf und Lichtbild bitte an die Personalabteilung der Naumann-Stiftung, Alt-Nowawes 67, 14482 Potsdam-Babelsberg.

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