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Politik: Hinter den Linden: Projekt 47

Was sind schon 18 Prozent? Vor der FDP-Zentrale in der Berliner Reinhardtstraße prangt seit Montag ein neues Plakat.

Was sind schon 18 Prozent? Vor der FDP-Zentrale in der Berliner Reinhardtstraße prangt seit Montag ein neues Plakat. "Die Konkurrenz schwitzt", steht darauf, und auf einer blauen Deutschlandkarte ist Dresden hervorgehoben. "47 Prozent" steht darüber. Ja, so satt hat der FDP-Kandidat bei der dortigen Bürgermeisterwahl abgeräumt. SPD, PDS und Grüne hatten ihn bereits unterstützt, als die eigene Partei noch zauderte.

Am Montag füllte Vizeparteichef Döring das Projekt 47 inhaltlich aus. Die Gangart gegenüber der Bundesregierung werde verschärft, in die Zange werde man Rot-Grün nehmen, kündigte der Baden-Württemberger an. Und bot politische Angriffssprache vom Feinsten: "Der Abschwung hat einen Namen: Bundeskanzler Gerhard Schröder." Oder: Schröder sei "der Kanzler der verfehlten Ziele". Der Rücktritt von Wirtschaftsminister Müller sei das beste Konjunkturprogramm. Müller sei schließlich "der Trittin des bürgerlichen Lagers". Bei dem Parteilosen wisse man nie, "ob man von untätiger Gleichgültigkeit oder gleichgültiger Untätigkeit sprechen" solle. Wunderbar.

Generalsekretärin Pieper assistierte, doch die harten Angriffsfloskeln beherrscht sie noch nicht so gut wie Döring. Dafür beantwortete sie eine an den Baden-Württemberger gestellte Frage. Döring ließ es geschehen und meinte dann, er müsse sich wohl noch an Berliner Sitten gewöhnen, wo an einen selbst gerichtete Erkundigungen von anderen beantwortet würden. Oh je. Vor lauter Angriffslust treiben es die Liberalen jetzt schon wie die Union. Nahtloser Übergang vom Gegner- auf den Selbstangriff. Bei so viel "friendly fire" wird das nichts mit der Zange.

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