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Politik: Hinter den Linden: Punktlandung

War das die Wiedergeburt einer Opposition aus dem Geist des "mitfühlenden Konservatismus"? Angela Merkel befindet sich in den USA, ihre erste große Auslandsreise als Vorsitzende der CDU.

War das die Wiedergeburt einer Opposition aus dem Geist des "mitfühlenden Konservatismus"? Angela Merkel befindet sich in den USA, ihre erste große Auslandsreise als Vorsitzende der CDU. Im Gepäck - oder besser: fest an ihrer Seite - hat sie Volker Rühe. Der hat ihr die Türen geöffnet. Überraschend herzlich wird das Gespann empfangen. Jeder aus der Bush-Administration, der Rang und Namen hat, nimmt sich viel Zeit für die Beiden. Der Kontrast sticht ins Auge: Die Vertreter der rot-grünen Bundesregierung sind bei ihren Antrittsbesuchen durch Washington gehetzt. Gerhard Schröder war keine 24 Stunden hier. Persönliche Beziehungen lassen sich so nicht aufbauen.

Mittwochabend, ein Essen mit etwa 300 Gästen im Westin Fairfax Hotel. Merkel redet auf Englisch, erstaunlich gut. Als Erstes kritisiert sie kurz die amerikanische Klimaschutzpolitik, den Abschied von Kyoto. Die deutlichen Worte nimmt ihr keiner übel, weil sie sich in der Sache perfekt auskennt. Eine gelungene Pflichtübung. Dann folgt ihr Programm, ihre Vision. Das allerdings klingt vertraut. Denn es wirkt wie abgeschrieben von den Wahlkampfreden des jetzigen US-Präsidenten. Das Militär? Ronald Reagan und sein SDI-Projekt haben die Sowjets zum Einlenken gezwungen. Die Erziehung? Wir brauchen Konkurrenz im Universitätssystem. Die Familie? Kinderreiche Familien sind die Verlierer der gegenwärtigen Entwicklung. Euthanasie? Diese Tür dürfen wir niemals öffnen. Selbst ein bedingtes Pro-Einwanderungsvotum scheint Merkel ihrer Partei abringen zu wollen.

Das kommt natürlich an. Merkel punktet, wo immer sie auftritt. Mögen sich die Deutschen daheim über ein paar ungeklärte Spendenmilliönchen echauffieren, in den USA zumindest wird die CDU wieder als politisches Element wahrgenommen. Es ist zu spüren: Merkel tankt Kraft hier und blüht auf. "Ich hatte die CDU für die nächste Wahl schon abgeschrieben", sagt ein amerikanischer Kollege, "nach diesem Abend bin ich etwas vorsichtiger".

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