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Politik: Hinter den Linden: Rollentausch

Normalerweise sind die Verhältnisse klar: Journalisten fragen, Politiker antworten. Im Alltag der Bundespressekonferenz antworten dreimal wöchentlich die Sprecher der Ministerien.

Normalerweise sind die Verhältnisse klar: Journalisten fragen, Politiker antworten. Im Alltag der Bundespressekonferenz antworten dreimal wöchentlich die Sprecher der Ministerien. Gleiche Rollenteilung. Wenn die Antworten unbefriedigend bleiben, fragen die Journalisten nach. Weil das selten hilft, schimpfen sie nicht selten auf die Sprecher. Normalerweise. Aber manchmal fallen auch Journalisten aus der Rolle. Letztens zum Beispiel. Da hatte Torsten Albig ein Problem. Normalerweise ist der Sprecher des Finanzministeriums ebenso kühl wie präzise. Problemlos perfekt im Antworten wie im Verschweigen. Letztere Fähigkeit wird ihm von seinem Chef in letzter Zeit besonders häufig abverlangt, weil Hans Eichels Haus im Mittelpunkt des Interesse steht, wie die Bundesregierung Autofahrer und Verbrenner anderer Ölprodukte entlasten wird. Albig also total geeicht auf das geplante Winterhilfswerk der rot-grünen Regierung.

Aber plötzlich kommt einer mit der Mehrwertsteuer. Prompt verheddert der Sprecher sich beim Versuch, zu erläutern, warum nur die Erhöhung der Mehrwertsteuer insgesamt mehr Geld in Eichels Kasse brächte, der Finanzminister aber nicht mehr bekommt, wenn mit höheren Benzinpreisen das Mehrwertsteueraufkommen für dieses Produkt steigt.

Tissy Bruns, als Leiterin der Veranstaltung normalerweise zur Neutralität verpflichtet, mutiert zur Souffleuse: Im einen Fall werde der Bürger flächendeckend abkassiert, im anderen könne er wählen, ob er mehr tanke oder mehr rauche. Beifall von beiden Seiten. Schluss mit dem Rollenwechsel: Torsten Albig bleibt bei Eichel, Tissy Bruns beim Tagesspiegel.

Thomas Kröter

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