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Politik: Hinter den Linden: Steherqualitäten

Was macht ein Minister, wenn er wegen Pannen seiner Amtsführung ins Gerede gekommen ist? Er zeigt sichtbar, dass er weiter auf der Höhe ist und sich das Heft des Handelns nicht aus der Hand nehmen lassen will.

Was macht ein Minister, wenn er wegen Pannen seiner Amtsführung ins Gerede gekommen ist? Er zeigt sichtbar, dass er weiter auf der Höhe ist und sich das Heft des Handelns nicht aus der Hand nehmen lassen will. Landwirtschaftsminister Karl-Heinz Funke (SPD) zum Beispiel gerät von Tag zu Tag mehr unter Druck, weil es nicht besonders geschickt ist, wie die Bundesregierung die BSE-Krise behandelt. Da schieben sich die Ministerien die Verantwortung für Kommunikationspannen zu. Verwirrend ist vor allem das Bild, das Funkes Ministerium bietet. Gleich zwei Papiere zur Neuausrichtung der Agrarpolitik hat es in der vergangenen Woche präsentiert. Eines vom Staatssekretär, das andere vom Minister. Pikant nur, dass sich die beiden Papiere deutlich voneinander unterscheiden. Da stellen sich Fragen an die Durchsetzungsfähigkeit des Ministers. Kein Wunder, dass in solchen Situationen Rücktrittsgerüchte laut werden. Doch Funke ist ein Mann mit Steherqualitäten. Deswegen taucht kein anderer Minister der Regierung von Bundeskanzler Gerhard Schröder in der Wochenvorschau des Bundespresseamtes so häufig auf wie Funke: Dienstag früh redet er im hessischen Baunatal zur Eröffnung einer Landwirtschaftlichen Woche. Dann, am Nachmittag, ein Heimspiel im niedersächsischen Hitzacker beim Landvolktag. Am Mittwoch um 9 Uhr geht es weiter auf einer landwirtschaftlichen Wintertagung in Münster/Westfalen. Abends spricht der Agrarminister dann auf einer agrarpolitischen Veranstaltung in Rüssingen. Nein, wer so einen Terminplan vorlegt, der denkt nicht an Rücktritt. Mal sehen, wie der Plan für die kommende Woche aussieht.

Carsten Germis

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