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Politik: Hinter den Linden: Tu Gutes und hab Spaß

Nichts ist angenehmer, als Gutes zu tun und dabei auch noch Spaß zu haben. Das ist eine ganz alte Erkenntnis, die zeitweise in Vergessenheit geriet, die aber ihre Wirkungsmacht bis heute nicht verloren hat.

Nichts ist angenehmer, als Gutes zu tun und dabei auch noch Spaß zu haben. Das ist eine ganz alte Erkenntnis, die zeitweise in Vergessenheit geriet, die aber ihre Wirkungsmacht bis heute nicht verloren hat. Die Welthungerhilfe, eine Institution mit segensreichen Zielen und von eher verstecktem Tun, hat das Spaßprinzip seit zwei Jahren in Berlin umgesetzt - mit durchschlagendem Erfolg bei Schulkindern und Politikern. Die Kids veranstalten so genannte "Lebensläufe", bei denen Geld für die Welthungerhilfe gesammelt wird. Die schnellsten von ihnen treffen sich zu einem Ausscheidungsrennen im Volkspark Rehberge im Norden der Stadt, und die Besten der Besten rennen dann in einer Art von Ehrenwettlauf zu einem prominenten Politiker. Im letzten Jahr haben sie dem Bundespräsidenten ihre Aufwartung im Schloss Bellevue gemacht, in diesem Jahr besuchten sie Wolfgang Thierse im Reichstag.

Der finanzielle Ertrag des Unternehmens ist beachtlich. Alleine eine Grundschule aus Zehlendorf-Süd brachte jetzt 25 000 Mark zusammen! Und dann der Spaß. Als sie vor einem Jahr bei Johannes Rau einliefen, so Stücker 300, fragten sie frech mit Blick aufs Bellevue, ob sie wohl mal reindürften. Der Präsident sagte Ja und wurde von der aufgeregten Schar fast über den Haufen gerannt. Ähnlich gings jetzt dem Bundestagspräsidenten auf der Freitreppe an der Westfront des Wallotbaus. Angst vor großen Tieren haben die Schulkinder nicht. Eines freilich war diesmal vorher abgeklärt worden: In den Reichstag durften sie nicht. Schade. Aber, meinten sie, Kanzler, zieh dich schon mal warm an... - im nächsten Jahr kommen wir zu Dir!

Gerd Appenzeller

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