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Politik: Hinter den Linden: Überraschung

Wenn etwas geheim ist, sind Überraschungen möglich. Siehe den Auftritt von Babs Becker in Berlin, für den eine regelrechte Geheimhaltungs-Maschinerie in Gang gesetzt worden ist.

Wenn etwas geheim ist, sind Überraschungen möglich. Siehe den Auftritt von Babs Becker in Berlin, für den eine regelrechte Geheimhaltungs-Maschinerie in Gang gesetzt worden ist. Kein Wunder. In einer Zeit, in der zuallererst um Aufmerksamkeit gepokert wird, um in der Flut von Bildern und Informationen durchzudringen, hat das Geheimnis Konjunktur. Man gebe zu einem beliebigen Zeitpunkt das Suchwort "geheim" ein, und die Agentur spuckt fleißig Meldungen aus. Am Freitag um 12 Uhr 30 sind es neun. Die Zahl ist nicht unbeträchtlich, wenn man bedenkt, dass es sich ja lediglich um die Geheimnisse handelt, deren Existenz bereits bekannt ist. Es liegt in der Natur der Sache, dass die Dunkelziffer erheblich ist. Geheim also sind zu diesem Zeitpunkt in mehreren Meldungen immer noch Helmut Kohls Spender. In diesem Fall scheint es nicht der Überraschungseffekt zu sein, der das Geheimnis begründet. Kohls Spender haben deshalb große Aussicht auf einen vorderen Platz in der ewigen Weltbesten-Liste der Geheimnisse. Geheim ist noch der Schlussläufer des olympischen Fackellaufs der Winterspiele in Salt Lake City; in einem Jahr werden die Schleier gelüftet. Auch die Politik bedient sich am Freitag des Mechanismus von Geheimnis und Überraschung. Bei dem Treffen der beiden Minister Werner Müller und Walter Riester handelt es sich keineswegs nur um ein Gespräch über strittige Fragen der Mitbestimmung. Es ist, weil alle Sprecher der Regierung Ort und Zeitpunkt streng verschweigen, eindeutig ein Geheimgespräch. Um 12 Uhr 30 kann man vermuten: Es findet am Nachmittag statt, in Bonn. Oder Umgebung. Jedenfalls fern von Berlin. Echt überraschend.

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