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Politik: Historische Quellen zur Berechnung der Zahl der überlebenden Zwangsarbeiter

Wieviele jüdische Insassen von Konzentrationslagern - die den größten Teil der jüdischen Zwangsarbeiter stellten - die Befreiung überlebt haben, ist sehr schwer festzustellen. Im Nachkriegschaos mit Millionen von Flüchtlingen, die durch die Lande zogen, gab es andere Sorgen als Statistik.

Wieviele jüdische Insassen von Konzentrationslagern - die den größten Teil der jüdischen Zwangsarbeiter stellten - die Befreiung überlebt haben, ist sehr schwer festzustellen. Im Nachkriegschaos mit Millionen von Flüchtlingen, die durch die Lande zogen, gab es andere Sorgen als Statistik. Zählungen unterschieden oft nicht zwischen Juden und anderen KZ-Insassen wie politischen Gefangenen, sogenannten Asozialen, Roma und Sinti, Homosexuellen oder Kriegsgefangenen. Und viele Juden hatten auch nach dem Zusammenbruch des Dritten Reiches Angst, sich registrieren zu lassen. Ab 1946 kamen zudem "Displaced Persons" (DPs) aus Osteuropa nach Deutschland, von denen die meisten in den gleichen Lagern wie KZ-Überlebende unterkamen. Darunter waren viele polnische Juden, die vor Hitler in die Sowjetunion hatten flüchten können. Es gab zudem jüdische Überlebende in Gebieten, in die die Wehrmacht nicht vorgedrungen war. Diese Menschen waren aber keine Zwangsarbeiter. Zur Zahl der jüdischen KZ-Überlebenden gibt es folgende Quellen

Die Angaben der SS vom Januar 1945: Danach gab es in allen KZs zusammen - darunter auch solche, die nicht auf heutigem deutschem Gebiet lagen - 714 211 Häftlinge. Davon waren 31 746 in Auschwitz inhaftiert. Auf den Todesmärschen vom Frühjahr 1945 sind vermutlich 200 000 Menschen umgekommen. Wie viele der 500 000 Überlebenden Juden gewesen sind, ist unklar. Der US-Historiker Henry Friedländer schätzt die Zahl auf 100 000, maximal 200 000. Die "Encyclodedia of Genocide" von Israel Charny spricht von ungefähr 200 000 überlebenden Juden im Jahr 1945.

US-Zahlen von 1945 und 1946: Der US-Commissioner of Emigration, Earl Harrison, besuchte im Sommer 1945 alle Lager in Deutschland, in denen Juden untergebracht waren, und kam auf 50 000 bis 100 000 KZ-Überlebende. Eine Zählung der US-Armee von Ende 1946 kam bereits auf 207 788 Juden in diesen Lagern. Aber inzwischen waren ungefähr 100 000 DPs zugezogen. Diese Zahl stieg bis Februar 1947 auf 231 500 an. Es gab darüber hinaus einige 10 000 Überlebende, die mit Nicht-Juden verheiratet waren und die nicht in Lagern lebten, sowie KZ-Überlebende und Displaced Persons, die sich in Polen niedergelassen hatten.

"America and the Survivors of the Holocaust" von Leonard Dinnerstein (1982): Dinnerstein schätzt die Zahl alle Juden, die das KZ überlebten, auf 60 000, von denen in der ersten Woche nach der Befreiung 20 000 gestorben seien. Mit den DPs aus Russland sei die Anzahl der Juden in Deutschland bis Sommer 1947 nach Zählungen der US-Armee auf 182 000 angestiegen. Ab 1948 / 49 wanderten viele dieser Displaced Persons nach Israel aus, ab 1952 auch in die USA.

Die von der israelischen Gedenkstätte Yad Vashem mitherausgegebene "Enzyklopädie des Holocaust" (1992): Die Zahl der Juden in den deutschen Lagern vom Mai 1945 wird mit 200 000 angegeben, dies seien vor allem Überlebende aus KZs, von Todesmärschen sowie Zwangsarbeiter.

esch

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