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Christian Lindner, Partei- und Fraktionsvorsitzender der FDP hat gut lächeln. Seine Partei ist mit der SPD gleichgezogen.

© Bernd von Jutrczenka/dpa

Historischer Tag für die FDP: Die Liberalen ziehen mit der SPD gleich – und könnten noch stärker werden

Das Rennen um den dritten Platz hinter Union und Grünen ist eröffnet. Am Ende könnte es Christian Lindner mit seiner FDP gewinnen. Eine Analyse.

Ein historischer Tag! Die Seite mit den jüngsten Umfrageergebnissen auf „statista.de“ sollte man sich per Screenshot sichern: SPD und FDP liegen gleichauf in der Wählergunst. Und das bei ihrer Vorgeschichte.

Die FDP war nie ein Volkspartei, die SPD ist es – gegenwärtig nicht mehr. Jeweils 14 Prozent der Wähler:innen gäben den beiden Parteien ihre Stimme. Was für die einen ein großer Zugewinn ist, für die FDP, zeigt das Desaster der anderen.

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Die SPD hat seit der rot-grünen Zeit Millionen von Wähler:innen verloren und gewinnt sie einfach nicht zurück. Statt besser wird es immer noch schlimmer.

Christian Lindner, der FDP-Vorsitzende, könnte sich jetzt mit mindestens ebenso großer Berechtigung zum Kanzlerkandidaten machen wie Olaf Scholz für die SPD. Aber nein, er ist klug genug, das nicht anzustreben.

Der Effekt wäre keiner, eher im Gegenteil, es wäre wieder von Großsprecherei die Rede. Es gibt ja außerdem auch keinen Scholz-Effekt; außer man lässt das Argument gelten, dass die SPD heute ohne Scholz noch schlechter dastünde. Was für sie noch deprimierender wäre. So oder so kommen, Stand jetzt, weder Scholz noch Lindner in Reichweite des Kanzleramts.

Die FDP hat die Chance weiter zuzulegen

Ob es für die Sozialdemokraten bis zur Wahl noch sehr viel besser wird? Die Frage beinhaltet die Antwort: Es wird sehr, sehr schwierig werden. Denn die SPD bietet – gerade durch die Übernahme des Finanzministeriums und damit ausgerechnet durch ihren Spitzenmann Scholz – Angriffsflächen en masse für die politischen Konkurrenten.

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Denn nach der Zeit des langjährigen Hüters der Staatskassen Wolfgang Schäuble hat die SPD die Ausgaben enorm erhöht, und Experten rechnen vor: Das hat nicht ausschließlich mit Corona zu tun. Die Kosten insgesamt werden auch noch die Generationen abzutragen haben, wenn Olaf Scholz schon nicht mehr in der Politik sein wird.

Die Sorge, wie alles zu bezahlen ist, betrifft im Grunde alles, von der stark gestiegenen und weiter steigenden Staatsverschuldung über die Rente, die Pflege, die Arbeitslosenversicherung, die gesetzlichen Krankenkassen, die sinkende Wirtschaftsleistung, durch die dann Milliarden fehlen werden. Was wiederum logischerweise überall Auswirkungen haben wird. Sozialversicherungen, Steuern, Beiträge – alles Themen, die jede:n angehen und dementsprechend alle interessieren. Spätestens dann, wenn der Wahlkampf richtig losgegangen sein wird.

[Mehr zum Thema: Das Volk sucht seine Parteien - Herkunft bestimmt nicht mehr die Wahl, sondern Interessen]

„Bimbes“ nannte Helmut Kohl, der Noch-Rekordkanzler, die Sache mit dem Geld immer: Geld, das man nicht hat oder um das man fürchtet, entscheidet die Wahl. Zumindest entscheidet mit, was der Einzelne dann wirklich in der Tasche hat.

Die Gefahren für die FDP

Hier tut sich für die SPD eine Finanzierungsfalle auf – und für die FDP eine Chance auf weitere Prozentpunkte. Denn den Sozialdemokraten gesteht man gemeinhin zu, in guten Zeiten vielleicht besser als andere zu wissen, wofür das Geld ausgegeben werden soll. Aber in Zeiten angespannter Finanzlage gelten sie nicht als die besten Kassenwarte.

Und die Zeiten sind so: Sparen muss man können, aber zugleich für die Wirtschaft erfolgsträchtige Investitionsschwerpunkte aufzeigen. Das geht beides zusammen – und zusammen mit einem Schuss Sozialliberalität nach Art des Ralf Dahrendorf kann dieser Ansatz der FDP helfen.

Die SPD dagegen wird sich traditionsgemäß mit dem Sparen schwer tun. Auch weil ihre Anhänger das nicht wollen. Und sie hat nicht mehr so viele, dass sie weitere verlieren dürfte, ohne unter die 14 Prozent zu geraten.

So gesehen war das jetzt nur der erste historische Tag. Am Ende könnte der 26. September eine historische Entwicklung besiegeln. Aber bis dahin sind ja noch einige Tage hin.

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