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Politik: Hoch gestapelt

Foto: Rückeis / Montage: DP HINTER DEN LINDEN Den „Spiegel“ kaufen wir uns diese Woche nicht. Nein, es lohnt nicht mehr.

Foto: Rückeis / Montage: DP

HINTER DEN LINDEN

Den „Spiegel“ kaufen wir uns diese Woche nicht. Nein, es lohnt nicht mehr. Wir hinter den Linden wissen schon, was drinn steht. Wenn wir uns nicht verzählt haben oder ein Blatt unter den Tisch geflattert ist, dann haben uns die Kollegen in Hamburg am Samstag doch glatt 30 Vorabmeldungen durchgefaxt. Von „Bundeskanzler kompromissbereit“ über „Merkel dämpft Erwartungen“ bis zu „Kürzungen bei SPD-Unterbezirken in NRW“ und „Finnland setzt sich von den Briten ab“ – lauter mehr oder weniger Exklusives vom Nachrichtenmagazin. Den „Focus“ haben sie damit um mehrere Blattlängen geschlagen. Ein ganz schöner Stapel, diese 30 Vorabmeldungen.

Aber das ist nichts im Vergleich zu dem Packen Papier, vor dem gerade der Vermittlungsausschuss sitzt. Tausende Seiten hat das Paket, es würde in keine gängige Aktenmappe passen. Deshalb auch rennen hinter den Vermittlern immer fleißige Beamte her mit diesen etwas klobigen, eckigen Lederaktenkoffern. Es ist Respekt heischend, was die Vermittler sich aufgepackt haben. Und es heißt, dass einige sogar im Detail Bescheid wissen, um was es da geht im Paket.

Den größten Überblick muss Henning Scherf haben. Weil er in den entscheidenden Tagen vor Weihnachten den Vorsitz hat im Vermittlungsausschuss. Viele finden, das sei gut so. Denn der Bremer Bürgermeister hat einen ganz besonderen Ruf. Er gilt als ausgleichend und dem Kompromiss zugeneigt. Dem passionierten Wassertrinker wird zudem nachgesagt, er sei bürgernah. Um das zu beweisen, nimmt er gerne Bürger, politische Gegner und sogar Journalisten nicht auf, sondern in den Arm. Und nun muss er das komplizierte Vermittlungspaket zum Konsens führen. Seit Wochen wird in Berlin fieberhaft überlegt, wie das gelingen kann. Wir wissen es auch nicht. Jedenfalls wird nicht reichen, was kürzlich spaßeshalber vorgeschlagen wurde: Dass Scherf einfach den ganzen Packen Papier mit den Tausenden Seiten umarmt – und so alles gut wird.

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