zum Hauptinhalt

Politik: Hochstapler täuscht Nato und Karsai

Angeblicher Taliban-Führer erhielt viel Geld für Friedensverhandlungen

Washington/Kabul - Afghanistans Präsident Hamid Karsai und seine westlichen Verbündeten sind auf einen Hochstapler hereingefallen, der sich als hochrangiger Taliban-Führer ausgab. Das berichtet die „New York Times“. Der Schwindler sei erst aufgeflogen, nachdem er bereits eine beachtliche Geldsumme vom Westen erhalten habe. Damit sollte er der Zeitung zufolge zur weiteren Teilnahme an den Gesprächen ermutigt werden. Es sei ein Vorfall wie aus einem Spionagethriller, schrieb die „New York Times“ am Dienstag. Demnach glaubten Karsai und die Nato, die diese geheimen Treffen unterstützt, dass es sich bei dem Gesprächspartner um Mullah Achtar Muhammad Mansur handelte. Er gilt als eine führende Person in der Taliban-Bewegung, manche hielten ihn gar für die Nummer zwei hinter Mullah Mohammed Omar.

Der afghanische Präsident wies die Anschuldigungen als „Propaganda der Medien“ zurück. „Ich habe niemanden mit dem Namen Achtar Muhammad Mansur getroffen“, sagte Karsai am Dienstag vor Reportern in Kabul. „Trauen Sie der ,New York Times‘ nicht.“ Was ausländische Medien über die Gespräche zwischen der afghanischen Regierung und den Taliban verbreiteten, seien meistens „Lügen und Propaganda“.

Wie die Zeitung unter Berufung auf afghanische und westliche Beamte weiter berichtet, soll es drei Treffen mit dem vermeintlichen Taliban-Führer gegeben haben. Der falsche Mullah Mansur sei aus dem Nachbarland Pakistan angereist und in einem Fall sogar in einer Nato-Maschine zu einem Treffen mit Karsai nach Kabul geflogen worden.

Zweifel seien nach dem dritten Treffen im südafghanischen Kandahar aufgetaucht. Da habe ein Mann, der Mansur von früher kannte, afghanischen Vertretern gesagt, dass der Mann am Verhandlungstisch keine Ähnlichkeit mit dem Taliban-Führer besitze. dpa

Zur Startseite