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Politik: Hochtrabend unernst (Kommentar)

Das Internet bietet viele Überraschungen. Gestern zum Beispiel entsprang der Homepage eines gewissen Christian Simmert ein hochtrabend-unernster Brief an die Delegierten der grünen Bundesdelegiertenkonferenz (BDK).

Das Internet bietet viele Überraschungen. Gestern zum Beispiel entsprang der Homepage eines gewissen Christian Simmert ein hochtrabend-unernster Brief an die Delegierten der grünen Bundesdelegiertenkonferenz (BDK). Nun werden Sie sagen: Christian Who? Doch bei genauerem Hinsehen fanden sich unter dem Brief des Bundestagsabgeordneten hundert weitere Namen, und das ist viel. Denn die grüne Strukturreform braucht eine Zwei-Drittel-Mehrheit. Also: Wir lesen. Es fängt schon bei der Wortwahl an. Die Atomkraft, heißt es, sei "Teil des Kerns im grünen Projekt". Das soll wahrscheinlich heißen: wichtig. Und dann sagen die Hundert den Delegierten, sie bräuchten sich nicht zu sehr wegen der nach der Konferenz stattfindenden Wahlen zu fürchten: "Wir sollten die BDK nicht künstlich zum ausschlaggebenden Faktor für einen grünen Erfolg in NRW hochstilisieren." Künstlich! Nur keine übertriebene Disziplin also. Sodann greifen die Strategen um Simmert zum gefährlichsten Kampfbegriff, den es unter Grünen je gab: Identität. Es geht ja nicht um einen nichtswürdigen Wahlsieg - es geht ums grüne Sein als solches! Das kann nur schiefgehen. Christian Simmert und die Seinen sagen auch gleich, wie genau es schief gehen soll. Sie schlagen vor, Amt und Mandat sollten strikt getrennt bleiben, der Bundesvorstand sogar noch erweitert werden. Dafür aber mehr Geld bekommen. Also pro Kopf dann genauso viel Geld wie bisher. Gute Idee, oder? Wenigstens können dann noch mehr Menschen durcheinander reden. Wie man das nennt? Politik? Links? Schon nicht mehr. Das ist: Big Brother im Bio-Container.

bul

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