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Politik: Hoffnung auf einen französischen Frieden

Regierung und Rebellen aus Elfenbeinküste verhandeln in Paris

Vertreter der Regierung von Laurent Gbagbo und von drei ihn bekämpfenden Rebellengruppen werden sich am Mittwoch im Nationalen Rugby-Zentrum von Marcoussis bei Paris erstmals an einen Tisch setzen. Es geht um die Zukunft Elfenbeinküstes, das nach vier Monaten Krise in vier Zonen zersplittert und an den Rand des Ruins gebracht worden ist. Dass die Rebellen der Einladung zu der neuntägigen Konferenz überhaupt folgten, ist schon ein Erfolg und ein Hinweis darauf, dass ohne eine Vermittlung der ehemaligen Kolonialmacht Frankreich ein Frieden in Elfenbeinküste nicht zu haben ist.

Zweimal hat die in Elfenbeinküste stationierte 2500 Mann starke französische Truppe Attacken von Rebellen blutig niedergeschlagen: Im Dezember starben bei der Evakuierung von Ausländern aus der Stadt Man ein Dutzend Rebellen, im Januar schlugen französische Fremdenlegionäre bei Duékoué einen Angriff von MJP-Rebellen zurück. Zwei Tage später schlossen die Rebellen einen Waffenstillstand mit Paris. Der Einfluss der alten Kolonialmacht Frankreich ist gewachsen. Mit französischen Militärflugzeugen sind Gesandte der neuen, im Westen entstandenen Rebellengruppen MJP (Bewegung für Justiz und Frieden) sowie MPIGO (Volksbewegung für den Großen Westen) nach Lomé geflogen worden, wo sie am Montag überraschend einen Waffenstillstand mit der Regierung von Präsident Gbagbo unterzeichneten. Frankreich gibt auch der Regierung den Ton vor: Nach Luftangriffen mit Kampfhubschraubern der Regierungsarmee auf Rebellenstädte im Westen verlangte Paris die sofortige Außerbetriebnahme der Helikopter – die Regierung Gbagbo folgte.

Aber einen Frieden haben sich die Ivorer von Paris noch nicht diktieren lassen. Schon im November hatte Gbagbo den Rebellen eine Amnestie angeboten. Doch der Hauptrebellengruppe, der Patriotischen Bewegung (MPCI), die den Norden des Landes kontrolliert, geht das nicht weit genug. Sie fordert eine Änderung des politischen Systems und weist auf die wunden Punkte des Regimes hin: Gbagbo war durch Wahlen an die Macht gekommen, bei der der muslimische Oppositionsführer Alassane Ouattara ausgeschlossen war. Und unter Gbagbos Regime wird auch das „Ivorertum“, die bevorzugte Behandlung im Vergleich zu den seit langem im Land lebenden Gastarbeitern gepflegt, die häufig Opfer staatlicher Übergriffe werden. Mit schätzungsweise 4,5 Millionen Ausländern – meist aus Burkina Faso, Mali, Guinea, Niger und Liberia – hat das 16 Millionen Einwohner zählende Elfenbeinküste einen der höchsten Ausländeranteile der Welt.

Frankreich, das 20 000 Staatsangehörige im Lande hat, will chaotische Zustände wie in Liberia vermeiden. Früher galt das Land als Wirtschaftslokomotive für ganz Westafrika, jetzt scheint es selbst am Rande des Ruins zu stehen. Die Ernte von Baumwolle, Nüssen und Tabak kann nicht vermarktet werden. Investoren bleiben aus, und auch die Kakaobauern – Elfenbeinküste liefert 40 Prozent der Weltproduktion – leiden unter der Krise.

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