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Politik: Holocaust-Gedenken: Lammertattackiert Irans Präsidenten

Berlin - 61 Jahre nach der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz hat der Bundestag am Freitag in einer Gedenkstunde an die Opfer des Nationalsozialismus erinnert. Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) warnte davor, die deutsche Geschichte nur in Gedenkveranstaltungen wach zu halten, sie müsse stattdessen ein „ständiger Begleiter“ sein.

Berlin - 61 Jahre nach der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz hat der Bundestag am Freitag in einer Gedenkstunde an die Opfer des Nationalsozialismus erinnert. Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) warnte davor, die deutsche Geschichte nur in Gedenkveranstaltungen wach zu halten, sie müsse stattdessen ein „ständiger Begleiter“ sein. Gleichzeitig bekräftigte Lammert vor den Abgeordneten und zahlreichen Gästen, darunter auch Bundespräsident Horst Köhler, das Existenzrecht Israels und kritisierte die Holocaust-Leugnung durch den iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad. Der Bundestag werde auch künftig „Antisemitismus und Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Intoleranz anprangern, verurteilen und bekämpfen“, damit Auschwitz sich nicht wiederhole.

In einer bewegenden Ansprache schilderte der 92-jährige Publizist und Holocaust-Überlebende Ernst Cramer seine persönliche Tragik, gleichzeitig Deutscher und Jude zu sein. Als er in Deutschland aufgewachsen sei, sei „beides, Judentum und Deutschtum, etwas selbstverständlich Untrennbares“ gewesen. Aber allzu viele hätten später weggeschaut und nichts getan. Besonders bestürzt habe ihn das Schweigen der Kirchen angesichts der NS-Gräuel. Cramer nannte den millionenfachen Mord die größte und die „unbegreiflichste Tragödie“ in der deutschen Geschichte. „So tief war Deutschland vorher noch nie gesunken.“ Auf Wunsch Cramers gedachten die Anwesenden in einer Schweigeminute aller Ermordeten des 20. Jahrhunderts.

Im Anschluss an die Gedenkstunde debattierten Lammert und Cramer mit mehr als 80 Jugendlichen aus Polen, Frankreich und Deutschland über den Umgang mit dem Holocaust.

Juliane Schäuble

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