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Der bayerische Ministerpräsident und CSU-Vorsitzende Horst Seehofer (CSU)

© dpa/Andreas Gebert

Horst Seehofer: "Wir brauchen den CSU-Chef in Berlin"

Der CSU-Vorsitzende und bayerische Ministerpräsident will 2017 ein Spitzenamt aufgeben. Das könnte Horst Seehofers Zeichen zum Aufbruch nach Berlin sein.

Der CSU-Vorsitzende und bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer will im im kommenden Jahr eines seiner Ämter aufgeben. "Ich kann für die CSU nicht ewig den Libero machen", sagte Seehofer der "Bild am Sonntag". "Einmal soll ich die absolute Mehrheit in München holen und dann die bayerischen Interessen in Berlin durchsetzen." Wenn die CSU auch in Zukunft erfolgreich sein wolle, müsse sie sich "personell verbreitern".

Als Grund für die Ämtertrennung von Ministerpräsident und Parteichef nannte Seehofer die geänderte politische Situation in Deutschland. "Wir werden mit hoher Wahrscheinlichkeit im nächsten Bundestag sieben Parteien haben. Damit wir da den anderen die Stirn bieten können, brauchen wir den CSU-Chef und weitere starke Kräfte in Berlin", sagte der 67-Jährige.

Eine solche Ämtertrennung habe es schon früher gegeben. "Und damit ist die CSU auch gut gefahren", sagte Seehofer. "Alfons Goppel war Ministerpräsident und Franz Josef Strauß als CSU-Chef in Bonn. Edmund Stoiber war Ministerpräsident und Theo Waigel als CSU-Chef in Bonn."

"Wenn wir in der Bundeshauptstadt stark sind, haben wir auch in München die besten Chancen - und umgekehrt", sagte Seehofer.

Offen ließ Seehofer, ob es ihn als CSU-Chef und möglichen Minister im Bundeskabinett nach Berlin zieht. Auf die Frage, ob er Spitzenkandidat für die Bundestagswahl werden wolle, sagte Seehofer: "Es ist schön, wenn die Menschen in Bayern der Meinung sind, dass das am besten der Seehofer machen kann. Das löst aber nicht mein Libero-Thema."

Gefragt nach den Ambitionen seines Finanzministers Markus Söder, der nicht nach Berlin gehen will und demnach nach Seehofers Logik nicht CSU-Chef werden kann, sagte Seehofer: "Personaldiskussionen ohne eine Strategie sind nicht erfolgreich." Ihm gehe es nun zunächst nur um die Strategie. "Namen habe ich an keiner Stelle genannt - weder hinter noch vor den Kulissen", sagte Seehofer.

Kein Abrücken von der Obergrenze

Zum Konflikt mit der Union, die vor allem über die Flüchtlingspolitik von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) so zerstritten ist wie nie, sagte Seehofer, dass eine Wende geschafft werden müsse. "Wenn wir bei der Bundestagwahl erfolgreich sein wollen, muss die Einigung möglichst noch im Oktober gelingen", sagte er. "Wir sind in der Spur, aber noch nicht am Ziel."

Von der Kernforderung einer Obergrenze von 200.000 Flüchtlingen werde er nicht abrücken, "nur damit Harmonie herrscht", sagte Seehofer. "Ich werde die Seele der CSU nicht verkaufen."

Gegenseitige Besuche von Merkel und ihm bei den jeweiligen Parteitagen der Schwesterparteien machten nur Sinn, "wenn neuer Streit vermieden werden kann", sagte Seehofer. "Wenn der jeweilige Auftritt wegen politischer Differenzen eher schädlich ist, sollte man es lassen." Eine Situation wie beim letzten Parteitag der CSU "will keiner von uns." Beim Auftritt der Kanzlerin beim CSU-Parteitag im November 2015 hatte Seehofer die Kanzlerin auf offener Bühne gedemütigt, als er den Streit um die Flüchtlingspolitik thematisierte und die Differenzen in den Standpunkten klar machte. (Tsp)

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