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© AFP

Humanitäre Katastrophe: 80.000 Tote - aber Helfer müssen warten

Die Lage in Birma weitet sich zu einer humanitären Krise aus. Nach neuen Informationen soll es allein im Bezirk Labutta 80.000 Tote gegeben haben. Währenddessen warten ausländische Helfer weiter auf ihre Einreisegenehmigung.

Nach dem verheerenden Zyklon "Nargis" wächst der Druck auf die Militärregierung in Birma. US-Außenministerin Condolezza Rice forderte die Junta am Mittwoch auf, internationale Hilfe ins Land zu lassen. "Das ist keine politische Angelegenheit, sondern es handelt sich um eine humanitäre Krise", sagte Rice in Washington.

Auch UN-Generalsekretär Ban Ki Moon forderte Zugang für ausländische Helfer und Hilfsgüter, wie sein Büro in New York mitteilte. Während Hilfsgüter an der Grenze festhingen, drangen aus dem südostasiatischen Land neue erschreckende Opferzahlen. Ein Armeevertreter schätzte, dass allein in einem Bezirk mit 80.000 Toten gerechnet werden müssen. Eine US-Diplomation ging von insgesamt rund 100.000 Toten aus.

80.000 Tote in einem Bezirk

Rice zeigte sich "tief besorgt angesichts der sich ausweitende humanitären Krise in Birma". "Das ist die Art Krise, die nur noch schlimmer wird", sagte sie nach einem Treffen mit dem mazedonischen Außenminister Antonio Milososki. Die höchste US-Diplomatin in Birma, Shari Villarosa, nannte die Zahl von 100.000 Toten unter Berufung auf den Bericht einer Hilfsorganisation. Um welche Organisation es sich dabei handelte, sagte sie nicht.

Die Militärjunta hatte bislang von mehr als 22.000 Toten und rund 41.000 Vermissten gesprochen. Allerdings rechnen die Behörden inzwischen offenbar auch mit weit mehr Toten. Allein im Bezirk von Labutta müsse mit 80.000 Toten gerechnet werden, sagte ein Armeevertreter. Die Stadt Labutta liegt im Irawadi-Delta, dem Zentrum der Verwüstungen. Dutzende der 63 Ortschaften rings um die Stadt seien ausradiert worden.

Viele Kinder unter den Opfern

Der Wirbelsturm "Nargis" war am Freitagabend vom Golf von Bengalen kommend am Delta des Irawadi-Flusses auf das südostasiatische Land getroffen und hatte auf seinem Weg nach Osten eine Schneise der Zerstörung hinterlassen.

Etwa 40 Prozent der Menschen, die im besonders betroffenen Irawadi-Flussdelta lebten, seien unter 18 Jahre alt, sagte Andrew Kirkwood von der Organisation Save the Children in Birma in London. "Daher vermuten wir, dass 40 Prozent der Toten und Vermissten Kinder sind", fügte er hinzu. Demnach dürfte die Zahl der Opfer weit über den bislang offiziell gemachten Angaben liegen.

Verzögerungen bei der Einreise

Nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR hängen Tonnen von Hilfsgütern für die Opfer der Wirbelsturmkatastrophe in Birma an der Grenze des Landes fest. Die Militärjunta habe noch keine Einfuhrerlaubnis für Lastwagen mit 22 Tonnen Hilfsgütern erteilt, sagte Janet Lim, die Asien-Verantwortliche des UNHCR in Genf.

Das Kinderhilfswerk warte auf eine Mitteilung der birmanischen Regierung, wann die in Thailand wartetenden Lastwagen mit den Hilfsgütern die Grenze passieren dürften, sagte Lim. Sobald die Erlaubnis erteilt sei, würde der Transport sich Richtung Rangun in Bewegung setzen.

Opposition bittet um internationale Hilfe

Die Bundesregierung sei "sehr besorgt angesichts der immer größeren Ausmaße der Katastrophe" in Birma, erklärte Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) in Berlin. "Deutschland hat seine Hilfe angeboten und steht für weitere Hilfe bereit", fügte er hinzu. "Ich appelliere nochmals an die Behörden in Myanmar, allen Helfern ungehinderten Zugang zu den Katastrophengebieten zu gewähren und eine effektive internationale Hilfsoperation zu ermöglichen."

Die Partei der unter Hausarrest stehenden birmanischen Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi erklärte, die Opfer des Zyklons bräuchten dringend internationale Hilfe. Die Hilfe internationaler Organisationen wie der Vereinten Nationen sei dringend nötig, erklärte die Nationale Liga für Demokratie (NLD) in Rangun. (iba/dpa/AFP)

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