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Politik: „Ich bitte Ihn, mich abzuberufen, wann Er es will“

Das Testament des Papstes: Persönliches hinterlässt er nicht. Seine Papiere sollen verbrannt werden

Vatikanstadt Der Vatikan hat am Donnerstag das Testament Johannes Pauls II. veröffentlicht – die Zitate folgen der offiziellen italienischen Übersetzung des polnischen Originaltextes, der über mehrere Jahre hinweg entstand:

„Wacht, denn ihr kennt nicht den Tag , da euer Herr kommt (Mt 24,42). (...) Ich weiß nicht, wann er kommt, aber wie alles gebe ich auch diesen Augenblick in die Hände der Mutter meines Herrn: Totus Tuus. In dieselben mütterlichen Hände lege ich alles und alle, mit denen mich mein Leben und meine Berufung verbunden hat. Ich danke allen. Ich bitte alle um Verzeihung. (...) Ich lasse kein Eigentum zurück, über das Verfügungen nötig wären. Was die Dinge meines täglichen Gebrauchs angeht, bitte ich, sie zu verteilen, wie es angemessen erscheint. Meine persönlichen Aufzeichnungen sollen verbrannt werden. Ich bitte, dass dies Don Stanislaw beaufsichtigt, dem ich danke für die lange und verständnisvollle Mitarbeit und Hilfe. Allen anderen Dank bewahre ich im Herzen für Gott auf, denn es ist schwierig, ihn auszudrücken. (...)

Nach dem Ratschluss der Vorsehung war es mir gegeben, in jenem schwierigen Jahrhundert zu leben, das jetzt Vergangenheit ist. In diesem Jahr, da mein Alter die achtzig erreicht, muss man sich fragen, ob es nicht Zeit sei, mit dem biblischen Simeon zu sagen ,Nunc dimittis’. Am 13. Mai 1981, dem Tag des Attentats, (...) hat mich die göttliche Vorsehung auf wunderbare Weise vor dem Tode gerettet, Er, der einzige Herr über Leben und Tod. (...) Ich bitte Ihn, mich abzuberufen, wann Er selbst es will. (...)

An der Schwelle des dritten Jahrtausends möchte ich noch einmal dem Heiligen Geist für das große Geschenk des Zweiten Vatikanischen Konzils danken, dem ich mich zusammen mit der ganzen Kirche – und vor allem mit allen Bischöfen – verpflichtet fühle. Ich bin überzeugt, dass kommende Generationen noch lange von den Reichtümern zehren werden, die dieses Konzil eröffnet hat. (...)

Jetzt, da sich das Ende meines irdischen Lebens nähert, kehre ich in der Erinnerung zum Anfang zurück, zu meinen Eltern, meinem Bruder und der Schwester (die ich nicht kannte, weil sie vor meiner Geburt starb), zur Pfarrei Wadowice, wo ich getauft wurde, (…) zurück zu allen Menschen, die mir in besonderer Weise vom Herrn anvertraut waren. Ihnen allen will ich nur eines sagen: Möge es euch Gott vergelten. In deine Hände, Herr, befehle ich meinen Geist.“

Übersetzung aus dem Italienischen von Andrea Dernbach.

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