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Politik: Ich, Doktor Kohl

Der Altkanzler stellt den zweiten Teil seiner Memoiren vor

Berlin - Helmut Kohl strahlt. „Die Ereignisse wiederholen sich“. Sichtlich genießt der Altkanzler das große Interesse bei der Vorstellung des zweiten Teils seiner Memoiren, und vergnügt erinnert er an den CDU-Parteitag in Bremen 1989, der in dem über 1000 Seiten starken Buch eine wichtige Rolle einnimmt: „Auch damals ging es um die Frage, ob ein Generalsekretär solidarisch sein kann mit seinem Vorgesetzten“, sagt er mit Blick auf die Führungsdebatte in der SPD.

Kohl beschäftigt sich in seinen im „Droemer“-Verlag erschienenen „Erinnerungen“ mit den ersten acht Kanzlerjahren zwischen 1982 und 1990. Vom Nato-Doppelbeschluss über die ersten Begegnungen mit Mitterand und Reagan bis zur Maueröffnung und der ersten freien DDR-Volkskammerwahl im März 1990: Geschichte wolle er erfahrbar machen, „unglaublichen Geschichtsfälschungen“ dagegen entgegenwirken, sagt Kohl. In einem „mühseligen Geschäft“ sei jedoch kein Geschichtsbuch entstanden, sondern ein Bericht über Begegnungen, „wie ich sie subjektiv erlebt habe“. Trotzdem werde in Zukunft „niemand an meinem Buch vorbeikommen, der sich mit der deutschen Einheit beschäftigt“.

Zornig wird der 75-Jährige, wenn er von „so genannten Intellektuellen“ spricht – von „68ern, die sich jetzt ihrer Rentenansprüche erfreuen können“, von ARD-Intendanten und „diesem Magazin aus Hamburg“ - kurz: allen, die die historischen Leistungen dieses Mannes nicht zu würdigen wissen. Da erinnert sich „Dr. Kohl“ oder „Herr Bundeskanzler“, wie er sich wahlweise ansprechen lässt, lieber an seine Begegnungen mit Maggie Thatcher („als Gegnerin unangenehm, aber immer ehrlich“), an George und Barbara Bush („Sendefrequenz stimmte“) und seinen Auftritt im Dezember 1989 vor der Frauenkirche in Dresden („mein Schlüsselerlebnis für die Deutsche Einheit“).

In dieser Stimmung, von Anhängern wie seinem langjährigen Berater Horst Teltschik, den Journalisten Hugo Müller-Vogg (Bild) und Georg Gafron (Ex-B.Z.) und Junge-Union-Chef Philipp Mißfelder mit besonderer Anteilnahme verfolgt, wird der Altkanzler philosophisch – und würdigt die Mitarbeiter seiner Memoiren mit einem Wort Romano Guardinis: „Dankbarkeit ist die Erinnerung des Herzens“.

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