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Politik: „Idomeneo“ – Muslime gehen nicht hin

Zentralrat fühlt sich politisch instrumentalisiert und hält Inhalt für respektlos / Aufführung am Montag

Berlin - Die umstrittene Neuenfels-Inszenierung der Mozart-Oper „Idomeneo“ wird bei der Wiederaufführung an diesem Montag auf prominente Gäste verzichten müssen. Der Zentralrat der Muslime hat jetzt endgültig abgesagt. Weder der Zentralratsvorsitzende Axel Ayyub Köhler noch Generalsekretär Aiman Mazyek werden in der Deutschen Oper sein.

Innenminister Wolfgang Schäuble (CDU) hatte nach der ersten Islamkonferenz vorgeschlagen, die Aufführung gemeinsam zu besuchen. Mazyek sagte: „Ich gehe sehr gern in die Oper und war und bin entschieden gegen die Absetzung von Idomeneo.“ In diesem Falle fühle er sich aber „politisch instrumentalisiert“, sagte er. „Ich gehe in die Oper, um mich zu entspannen und nicht, um Religion, Kunst und Politik in einen Topf zu werfen. Als Vertreter einer Religionsgemeinschaft bin ich weder Kunstkritiker noch zuständig für Geschmacksfragen. Auch für Politiker ist das übrigens nicht der richtige Job.“

Die Oper, an deren Ende die abgeschlagenen Häupter des Propheten Mohammed und anderer Religionsstifter gezeigt werden, war im September aus Angst vor möglichen Anschlägen abgesetzt und erst nach einer Debatte wieder auf den Spielplan gesetzt worden.

Mazyek ergänzte, auch die Vorstellung, die abgeschlagenen Köpfe von Mohammed oder Jesus auf einer Opernbühne zu sehen, mache ihn „natürlich nicht glücklich“. „Würde man denn von einem katholischen Priester erwarten, dass er sich die Kreuzigungsszene des jüngsten Konzerts von Madonna antut?“

Vor dem Zentralrat hatten der Vorsitzende des Islamrats und Teilnehmer der Islamkonferenz, Ali Kizilkaya, abgesagt. Zwar sei es „richtig, dass die Freiheit der Kunst gewahrt wird und das Stück aufgeführt werden kann“, sagte Kizilkaya. Allerdings gehöre für ihn zur Freiheit auch, dass „jeder Einzelne entscheiden kann, nicht hinzugehen“. Den Inhalt der Inszenierung nennt er „respekt- und geschmacklos“. „Das muss ich mir als Muslim nicht antun, zu sehen, wie jemand auf der Bühne das geköpfte Haupt des Propheten schwenkt.“ Er kritisierte den Vorschlag, die Mitglieder der Islamkonferenz sollten geschlossen die Aufführung besuchen, als „ein bisschen populistisch“. Dadurch werde die Teilnahme am Montagabend zum Gradmesser für Integration umgedeutet: „Jetzt läuft es nach dem Motto: Nur wer zur Oper geht, ist integriert. Die anderen sind noch nicht so weit.“

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