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Charité-Vorstand Karl Max Einhäupl beantwortete am Dienstag in Berlin die Fragen der Journalisten.

© dpa

Im Krankenhaus in der Ukraine: Charité-Chef Einhäupl kritisiert Umgang mit Timoschenko

Die deutschen Ärzte der inhaftierten ukrainischen Ex-Regierungschefin Julia Timoschenko haben die Behandlungsbedingungen im Krankenhaus in Charkiw kritisiert. Der Chef der Berliner Charité, Karl Max Einhäupl, sprach am Dienstag von einer „unwürdigen Situation“.

Timoschenko, die an einem Bandscheibenvorfall mit chronisch gewordenen Schmerzen leidet, wird seit einem Monat in Charkiw von Ärzten der Charité behandelt. Ihr Gesundheitszustand hat sich nach Angaben der Mediziner verbessert, sie habe weniger Schmerzen und könne mehrere Stunden täglich das Bett verlassen. Allerdings ist sie noch nicht schmerzfrei. „Das ist aber auch nicht zu erwarten, nachdem sie fast sieben Monate nicht ausreichend behandelt wurde“, sagte Einhäupl.

Die Behandlung gestalte sich sehr schwierig, so dass nicht absehbar sei, ob unter diesen Umständen eine Heilung überhaupt möglich sei. Wenn einer der deutschen Ärzte Timoschenko besucht, ist stets jemand vom Wachpersonal dabei. So lasse sich zwischen Arzt und Patientin kein Vertrauensverhältnis aufbauen, kritisierte Einhäupl. Außerdem gibt es in allen Räumen eine Videoüberwachung. Die Charité-Ärzte konnten zumindest durchsetzen, dass während der Visite die Kameras abgedeckt werden. Allerdings befürchte Timoschenko, dass es noch weitere Kameras gebe. Aus diesem Grund weigert sie sich offenbar, sich für die Untersuchungen auszuziehen. „Sie hat die Sorge, dass das auf Video aufgezeichnet und dann im Netz veröffentlicht wird“, sagte Einhäupl. Die deutschen Mediziner kritisieren auch, dass vertrauliche ärztliche Unterlagen im ukrainischen Fernsehen gezeigt wurden. Dies habe zu einem Vertrauensverlust geführt – die deutschen Ärzte mussten ihrer Patientin versichern, dass sie dem nicht zugestimmt hatten.

Die Sorge um die schwerkranke Timoschenko hört nicht auf:

Timoschenko hat kein Vertrauen zu den Medizinern im Dienst des ukrainischen Staates. Dieses Misstrauen sei angesichts der Vorgeschichte „sehr gut nachzuvollziehen“, betonte Einhäupl. Die 51-Jährige lässt sich auch kein Blut abnehmen, weil sie glaubt, dass ihr früherer Innenminister Juri Luzenko im Gefängnis mit Hepatitis infiziert wurde.

In Timoschenkos Krankenzimmer im neunten Stock sind die Fenster mit Folie zugeklebt, so dass kein direktes Tageslicht hineinkommt. Auf Wunsch der deutschen Ärzte darf sie jetzt im Therapieraum täglich eine Viertelstunde bei geöffnetem Fenster im Sonnenlicht sitzen. Allerdings könne sie nicht auf das Gelände des Krankenhauses hinaussehen, berichtet die Oberärztin Anett Reißhauer, die im Mai für eine Woche in Charkiw war. Es wurde eigens ein „Lichtkasten“ vor das Fenster gebaut, der die Sicht versperrt.

Die Ärzte appellierten an die Behörden, die Bedingungen zu verbessern. Aus dem Auswärtigen Amt hieß es, die Bundesregierung dränge gegenüber ukrainischen Stellen immer wieder darauf, dass Timoschenko eine adäquate medizinische Behandlung erhalte. „Dazu gehören auch angemessene Behandlungsbedingungen.“

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