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Politik: Im Kugelhagel über die Grenze

GENF/ROM/BONN (AP).Die Kämpfe im Grenzgebiet zwischen Albanien und dem Kosovo stellen zunehmend eine Gefahr für die Flüchtlinge und die Helfer dar.

GENF/ROM/BONN (AP).Die Kämpfe im Grenzgebiet zwischen Albanien und dem Kosovo stellen zunehmend eine Gefahr für die Flüchtlinge und die Helfer dar.Am Freitag retteten sich 400 Flüchtlinge unter Artilleriefeuer und Kugeln von Heckenschützen über die Grenze.Nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) wurde niemand verletzt.Wegen der akuten Gefahr für Leib und Leben mußte das Hilfswerk aber einige Mitarbeiter aus der Grenzregion abziehen, teilte UNHCR-Sprecher Janowski in Genf mit.Gleichzeitig mahnte das Welternährungsprogramm (WFP) Soforthilfe für die Menschen in der Kriegsprovinz an."Viele tausend Menschen haben keinen Zugang mehr zu Lebensmitteln, Brennstoff oder ärztlicher Versorgung", teilte WFP-Mitarbeiter Ramiro Lopes da Silva nach einer Reise durch die Region in Rom mit.

Die albanische Armee hielt weiterhin in unmittelbarer Nähe der Flüchtlingslager Militärübungen ab."Das Flüchtlingshilfswerk ist sehr besorgt, daß solche Übungen Artilleriebeschuß der serbischen Seite provozieren könnten.Das hätte katastrophale Folgen für die Flüchtlinge", sagte Janowski.Um so wichtiger sei es, möglichst viele Flüchtlinge in sicherere Lager im Süden des Landes zu bringen.

Die Vertriebenen nehmen das Angebot allerdings nur zögerlich an.Am Morgen brachten Nato-Lastwagen rund 550 Menschen nach Durres und Lezhe, am Vortag waren 2000 Menschen umgezogen.

In Mazedonien kamen rund 1000 neue Flüchtlinge an.Nur wenige schafften es über die Grenze bei Blace.Sie berichteten, daß sechs Busse mit Flüchtlingen von serbischen Einheiten gestoppt und zur Umkehr gezwungen worden seien.Die Menschen berichteten von grausamen Szenen in zwei Dörfern bei Kacanik an der mazedonischen Grenze.Ein älterer Mann sagte, er habe in Nika drei junge Männer beerdigt, denen paramilitärische Banden die Augen ausgestochen und die Ohren abgeschnitten hatten.In Mazedonien haben inzwischen Arbeiten für ein neues Flüchtlingslager begonnen.Es soll 20 000 Menschen aufnehmen.

Bis Freitag wurden rund 68 000 Flüchtlinge aus Mazedonien in Drittländer ausgeflogen.In der kommenden Woche sollen täglich jeweils 118 Kosovo-Flüchtlinge nach Deutschland geflogen werden, wie das Bundesinnenministerium in Bonn mitteilte.Bisher seien 12 907 Kosovo-Vertriebene in der Bundesrepublik angekommen.

Das Welternährungsprogramm warnte, auch bei einer raschen politischen Lösung im Kosovo-Konflikt sei ein Ende der Versorgungskrise nicht abzusehen.Man bemühe sich um eine Vereinbarung, um rasch Lebensmittel ins Kosovo bringen zu können.Die dort noch lebenden Menschen hätten Angst, ihre Häuser zu verlassen und nach Lebensmitteln zu suchen, sagte da Silva.Weniger als die Hälfte des Ackerlandes sei bestellt worden, und auch diese Ernte sei gefährdet."Ich habe noch nie eine so systematische Zerstörung von Dörfern gesehen."

Das Rote Kreuz mahnte, in Jugoslawien entwickele sich eine humanitäre Tragödie, die kaum wahrgenommen werde.Vier Millionen der 10,5 Millionen Einwohner lebten unterhalb der Armutsgrenze, sagte Encho Gospodinov, bis vergangene Woche Leiter des Rotkreuz-Büros in Belgrad.Insgesamt sei mehr als die Häfte der Bevölkerung arbeitslos.Das Rote Kreuz unterhalte Suppenküchen für 18 000 Menschen."Wir müssen die Hilfe für mindestens 50 000 Menschen aufstocken", sagte Gospodinov.Rund 600 000 Menschen seien obdachlos geworden.Diese Zahlen stammen vom jugoslawischen Roten Kreuz.Gospodinov bezweifelte diese Angaben nicht.Das größte Problem sei die Trinkwasserversorgung.Mangels Strom funktionierten die Wasserpumpen nicht mehr.

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