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Politik: Im Saarland ist der "Sonnenkönig" Lafontaine noch längst nicht vergessen

Die lockeren Witze, die CDU-Kandidat Peter Müller im Wahlkampf immer mal wieder aus dem Ärmel zu schütteln versucht hat, sie zogen nicht so recht. Der abwesende Oskar Lafontaine schien im Saarland in diesem jetzt zu Ende gehenden Landtagswahlkampf als Zielscheibe wenig zu taugen.

Die lockeren Witze, die CDU-Kandidat Peter Müller im Wahlkampf immer mal wieder aus dem Ärmel zu schütteln versucht hat, sie zogen nicht so recht. Der abwesende Oskar Lafontaine schien im Saarland in diesem jetzt zu Ende gehenden Landtagswahlkampf als Zielscheibe wenig zu taugen. Auch wenn ein Großteil seiner Gefolgschaft nach wie vor aufs Höchste irritiert ist - einmal über die Art des abrupten Abgangs von der politischen Bühne im vergangenen März, zugleich über die Art, wie er sich jetzt hie und da präsentiert: Die Leute von der Saar wissen beispielsweise nichts Rechtes anzufangen mit Oskars lukullischen Genüssen Zürcher Provenienz zwei Tage vor dem Urnengang an der Saar.

In der großen Schar der begeisterten (und auch ergebenen) Anhänger, die der "Sonnenkönig" in dem kleinen Grenzland stets um sich wusste, hat binnen eines halben Jahres ein Gefühlsumschwung eingesetzt.

Armin Lang, stellvertretender SPD-Fraktionsvorsitzender im Landtag, hat dies in einem Satz zusammengefasst: "Das starre Entsetzen, die Lähmung, die nach dem Rücktritt alle erfasst hatte, weicht allmählich einem Gefühl der Dankbarkeit." Schließlich habe Oskar - als ehemaliger Saarbrücker Oberbürgermeister und Regierungschef mit absoluten Mehrheiten - die Stadt aus ihrer Verschlafenheit geweckt und das Land in einen fruchtbaren Strukturwandel geführt. Und überdies habe er zwischen 1995 und 1998 die Bundespartei konsolidiert.

Daraus folgert, dass viele Sozialdemokraten ziemlich gereizt reagieren, wenn am Bilde des Mannes gekratzt wird, der es denen "driwwe im Reich" oft mal so richtig gezeigt habe. Lafontaine gilt vielen als einer, der den kleinsten Flächenstaat der Republik ins Rampenlicht gehievt hat.

Und ein Weiteres kommt hinzu. Dass der Nachfolger im Amt, Reinhard Klimmt, ein als gediegen und vertrauenswürdig anerkannter Mensch und Politiker, über die Jahre hinweg nicht nur Oskars Trouble-Shooter, sondern dessen engster Freund war und ist, das verbietet vielen ebenfalls jegliche Häme.

Klimmt, der "treue Vasall": Dass er jetzt im Rentenstreit der Sozialdemokraten die "Fahne des kleinen Mannes" hoch hält, macht ihn in den Augen der Anhängerschaft zum rechten Thronfolger. Das heißt, Klimmt stellt sich zur Wahl, Oskar ist fern, aber dabei doch gleichzeitig ganz nah. Und es gibt nicht wenige an der Saarschleife, die sich an ein Wort des Oskar-Freundes und Schriftstellers Ludwig Harig erinnern, als es Lafontaine vor Jahren einmal (politisch) ganz schlecht ging: "Er drängt sich nicht zur Spitze, ... aber die Wege sind oft kürzer, als man denkt." Doch das erscheint den Realisten dann doch als Utopie.

Klaus J. Schwehn

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