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Politik: Im Takt der Marschmusik

Von Markus Feldenkirchen Einige Ehrengäste können sich schon nach den ersten Schritten des neuen Verteidigungsministers gar nicht vorstellen, dass dieser mal etwas anderes gemacht hat. An der Seite von Bundeskanzler Schröder und Polens Präsident Aleksander Kwasniewski schreitet Peter Struck an den 500 Rekruten vorbei, die am Samstagabend im Berliner Bendlerblock ihren Eid ablegen sollen.

Von Markus Feldenkirchen

Einige Ehrengäste können sich schon nach den ersten Schritten des neuen Verteidigungsministers gar nicht vorstellen, dass dieser mal etwas anderes gemacht hat. An der Seite von Bundeskanzler Schröder und Polens Präsident Aleksander Kwasniewski schreitet Peter Struck an den 500 Rekruten vorbei, die am Samstagabend im Berliner Bendlerblock ihren Eid ablegen sollen. Das Musikkorps bläst einen flotten Marsch und Struck ist der einzige der drei Politiker, der seine Füße passend zum Takt aufsetzt, seine Handrücken zeigen nach vorne. Dabei sind diejenigen, die vor seinen Augen vereidigt werden sollen, schon länger bei der Bundeswehr als Peter Struck ihr Verteidigungsminister. Erst am Freitag war Struck selbst als Nachfolger für den geschassten Scharping vereidigt worden. Das feierliche Gelöbnis ist eine seiner ersten Amtshandlungen. Und was für eine! Die Feier ist mit symbolischer Bedeutung überladen. Es ist der 20. Juli, der 58. Jahrestag des Attentats auf Adolf Hitler. Die Gruppe um den Anführer, Oberst Claus Schenk Graf von Stauffenberg war damals auf dem Platz des Gelöbnisses hingerichtet worden. Es ist auch das erste Mal, dass ein ausländischer Regierungschef bei einem Bundeswehr-Gelöbnis reden darf. Dass dies mit dem Polen Kwasniewski ein Präsident jenes Landes ist, das zu Kriegsbeginn als erstes Land von Hitlers Armee überfallen wurde, hatte noch Rudolf Scharping arrangiert.

Kwasniewski spricht denn auch von einem „besonderen Tag für Deutschland und Polen“, der nicht nur in die Chronik beider Länder sondern des ganzen Kontinents eingehen werde. Ein Tag, der zeige, dass Deutschland und Polen in der Lage waren, die „richtigen Schlüsse aus der Vergangenheit“ zu ziehen. Beide Staaten hätten nunmehr „die Gräben der Vergangenheit überwunden“, sagt auch Struck in seiner Rede. Er betont, die Widerstandskämpfer hätten für die Würde und Ehre Deutschlands gekämpft. Sie seien für „die Herrschaft des Rechts“ und die Herstellung der Menschenwürde“ eingetreten. Diese Ziele des militärischen Widerstands seien zur wichtigen Traditionslinien der Bundeswehr geworden.

Rein äußerlich sei die Vorstellung des neuen Chefs tadellos gewesen, bestätigen anschließend diverse Offiziere. Nur wenn es um das Gesellige geht, wird sich Struck noch an sein neues Umfeld gewöhnen müssen. Den Bundeswehr- Empfang im Anschluss an das Gelöbnis, verlässt Struck nach einem Dreiviertel Pils und zehn Minuten an der Seite von Kanzler und Kwasniewski wieder.

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