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Politik: Im Visier der Islamisten

Der Orientalist Raddatz fürchtet um sein Leben

Berlin Staatsanwalt Bernhard Südbeck spricht ein trockenes Norddeutsch, was er sagt, klingt hingegen dramatisch. „Es besteht die Gefahr eines zweiten Falls Theo van Gogh“, befürchtet der Oldenburger. Man müsse „vom Schlimmsten ausgehen“. Der holländische Filmemacher Theo van Gogh war Anfang November 2004 in Amsterdam von einem Islamisten ermordet worden, nun droht womöglich eine ähnliche Tat in Deutschland. Fanatische Muslime haben den Orientalisten Hans-Peter Raddatz ins Visier genommen, der sich in fünf Büchern kritisch über die Chancen eines Dialogs mit dem Islam geäußert hat. Im Internet war bis vor kurzem auf den Seiten des Portals „Muslim-Markt“ ein Aufruf zu lesen, den Staatsanwalt Südbeck für lebensbedrohlich hält.

Der Kernsatz lautet: „Und wenn Herr Raddatz ein Hassprediger und Lügner ist, dann möge der allmächtige Schöpfer ihn für seine Verbrechen bestrafen und diejenigen, die trotz mehrfacher Hinweise auf die verbreiteten Unwahrheiten von Herrn Raddatz immer noch darauf bestehen, auch.“ Aus Sorge um die eigene Sicherheit und die seiner Familie hat sich Raddatz an die Polizei gewandt. Es seien „angemessene Maßnahmen“ ergriffen worden, sagte er dem Tagesspiegel. Die Bedrohung, die er jetzt erlebe, habe eine neue Qualität. „Ich bin schon oft in Briefen und Anrufen beschimpft worden“, sagt Raddatz, „aber jetzt gibt es einen Mordaufruf, in dem der gläubige Muslim verpflichtet werden soll, mich zu bestrafen.“ Aufgerollt hat den Fall das ARD-Magazin „Report Mainz“, am Montag wurde der Beitrag gesendet. Das Magazin präsentierte Stellungnahmen renommierter Wissenschaftler, die den Aufruf trotz des Bezugs auf den „allmächtigen Schöpfer“ als Morddrohung und Anleitung zur Selbstjustiz werten. Der Betreiber des Internetportals Muslim-Markt, der im niedersächsischen Delmenhorst lebende Deutschtürke Yavuz Özoguz, hat inzwischen versucht, den Aufruf etwas zu entschärfen. Der Name Raddatz wurde durch „XXX“ ersetzt. Nach Ansicht von Sicherheitsexperten besteht die Gefahr weiter.

Özoguz präsentiert seit Jahren im Muslim-Markt Propaganda – neben der Werbung für Firmen, die von Gläubigen geführt werden. In Berlin fiel Özuguz als Einpeitscher beim „Al-Quds-Tag“ auf, bei dem hier jährlich islamistische Israel-Hasser demonstrieren. Die Staatsanwaltschaft Oldenburg hat schon wegen Volksverhetzung gegen Özuguz ermittelt. Nun will sie sich den Aufruf zur „Bestrafung“ von Raddatz vornehmen. Die CDU-Bundestagsabgeordnete Kristina Köhler rief am Dienstag Muslime auf, sich vom Muslim-Markt zu distanzieren.

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