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Image der Kandidaten: Merkel auf der Überholspur

Die CDU wird bei den Landtagswahlen abgestraft, die SPD feiert sich als Sieger. Doch aus dem Triumph seiner Partei über die Union kann SPD-Kanzlerkandidat Steinmeier bislang kein Kapital schlagen: Während das Ansehen von CDU-Chefin Angela Merkel steigt, bleibt Steinmeier auf dem Status "interessant, aber mehr auch nicht".

Die Union hat bei den Landtagswahlen vom Wochenende ordentlich Schlagseite bekommen. Während sie sich in Sachsen schadlos hielt und weiterhin den Ministerpräsidenten stellen kann, müssen die CDU-Landesväter Althaus und Müller in Thüringen und im Saarland um ihren Posten bangen - im zweistelligen Bereich verlor die Union in beiden Ländern.

Der SPD erging es besser, wenn auch nur geringfügig. In Sachsen und Thüringen legte sie leicht zu, im Saarland verlor sie dafür rund sechs Prozentpunkte. Dennoch feiert sie sich nun als großen Sieger. Nicht, weil sie selbst ein tolles Ergebnis erzielt hätte, sondern weil schwarz-gelb in Thüringen und im Saarland verhindert werden konnte. Ein gutes Signal für die Bundestagwahl, finden die Sozialdemokraten.

Die Schadenfreude über die abgewatschte Union ist groß. Und das bringt Frank-Walter Steinmeier mit seiner fast schon aggressiven Rede beim Wahlkampfauftakt am Montag zum Ausdruck. Mit der neu gewonnenen Energie bringt er zumindest ein wenig Schärfe in den Wahlkampf, in dem er sich als SPD-Kanzlerkandidat von Angela Merkel abgrenzen und profilieren muss. Seine Widersacherin hingegen verhält sich weiterhin ruhig. Stoisch lässt sie alles an sich abperlen.

Merkels Defensiv-Taktik ist bislang erfolgreich

Es ist fast überraschend, dass Merkel mit ihrer Defensiv-Taktik an Ansehen gewinnt. Die Teilnehmer an der  Abstimmung zur Charismakurve - einem Online-Tool, bei dem die Nutzer das Charisma der Kandidaten Merkel und Steinmeier bewerten - bescheren Merkel zu Wochenbeginn aber tatsächlich einen Sprung nach vorn. Steinmeier hingegen verliert in der Gunst der Wähler - im Gegensatz zur stetig aufsteigenden Merkel geht seine Charismakurve konstant nach unten.

Die Entwicklungen der Charismakurve zeigen, dass sich auch vier Wochen vor der Wahl noch viel in Sachen Imagepflege tun lässt. Zu Beginn der Erhebung lag Steinmeier noch deutlich vor Merkel. Seit einigen Wochen aber hat sich das Blatt gewendet. Merkel verkauft sich besser. "Die Internetuser sehen Merkel als Kämpferin an. Unter dem Punkt ‚kann unter Stress kämpfen und sich behaupten' erhält Merkel sieben von zehn Punkten, ein hervorragender Wert", sagt Sollmann zu den aktuellen Entwicklungen.

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Aufholjagd: Merkel hängt Steinmeier ab. -

© charismakurve.de

Am Wochenende wurden nun die Karten hinsichtlich des Bundestagswahlergebnisses neu gemischt. Eine neue Regierungskoalition ohne die Sozialdemokraten scheint zunehmend unwahrscheinlicher. "Gerade jetzt ist es wichtig, dass sich die Kandidaten voneinander abheben", erklärt Ulrich Sollmann von charismakurve.de. Merkel und ihr Herausforderer müssten nun alles daran setzen, sich voneinander unterscheidbar zu machen.

Eine echte Chance für Steinmeier, denn die Kurve könnte in der kommenden Woche schon wieder ganz anders aussehen. Sollte Steinmeier nun mit neuer Energie einen schärferen Wahlkampf führen, könnte er möglicherweise sein Profil schärfen - und so die Charismakurve beeinflussen. Seinem Vorgänger Gerhard Schröder beispielsweise war 2005 eine starke Aufholjagd in der Wählergunst gelungen, als er die damalige Herausforderin Angela Merkel im TV-Duell direkt angriff. Vielleicht funktioniert diese Strategie ja noch einmal. Das TV-Duell Merkel-Steinmeier wird in zwei Wochen stattfinden.

Teil 1 der Serie über die Entwicklung der Charismakurve von Angela Merkel und Frank-Walter Steinmeier.

Simone Bartsch

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