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Im BLICK: Monarchen aus dem Takt

Unsere letzte beste Chance“ lautet der englische Titel der Autobiografie des jordanischen Königs Abdullah II., die mitten im arabischen Frühling, im Februar 2011, erschien.

Unsere letzte beste Chance“ lautet der englische Titel der Autobiografie des jordanischen Königs Abdullah II., die mitten im arabischen Frühling, im Februar 2011, erschien. Wer erwartet hatte, dass er eine Gebrauchsanweisung dafür liefert, wie die Monarchien in der Region sich reformieren müssen, wenn sie überleben wollen, hat sich geirrt. Das Werk ist für den Westen bestimmt, dem man die Region erklärt, die illustre Familiengeschichte erzählt sowie einige persönliche Anekdoten und Initiativen. Gemäß der Devise des jordanischen Königshauses, maßgeschneiderte Päckchen für den Westen zu schnüren, damit die Hilfsgelder weiterlaufen. So kommt denn auch der Kampf Abdullahs gegen sogenannte Ehrenmorde prominent in dem Buch vor – ein Thema, das dem Westen so ganz besonders am Herzen liegt. Politische Reformen in seinem Ländle dagegen werden auf eineinhalb Seiten abgehandelt: Manches (was genau?) hätte schneller gehen können. Als Beweis dafür, dass er auf sein Volk hört, beschreibt Abdullah, dass er 2009 Parlamentswahlen beschloss, um anschließend einen neuen Premierminister einzusetzen, den er nach Massenprotesten der Jordanier kürzlich durch einen neuen, noch unbeliebteren Premier ersetzt hat. Wie er sich mit dem Sohn des syrischen Präsidenten Hafez al Assad anfreundet, weil klar war, dass Bashar seinem Vater nachfolgen wird, und wie seine eigenen Kinder wiederum Bande knüpfen mit Bashars Kindern – eine Generation, die sich irgendwann auf Herrscherebene wiedertreffen wird. Wie es im Nahen Osten eben so ist – oder besser war.

Es ist gespenstisch, wie wenig selbst der moderne jordanische König begreift, was die Menschen in der Region umtreibt.

Dabei hatte es vergangenes Jahr so ausgesehen, als wolle der König sich an die Spitze der Reformer stellen und der allgegenwärtigen Korruption wirklich den Kampf ansagen. Völlig überraschend wurde gegen prominente Jordanier ein Prozess eröffnet; der Business Tycoon Khaled Shahin wurde zu drei Jahren Gefängnis verurteilt. Dass die lokale Presse nicht über den Fall berichten durfte, diente sicher irgendeinem nationalen Interesse. Doch die Chose ging nach hinten los. Der fettleibige Shahin wurde zur Behandlung seiner Diabetes aus dem Gefängnis entlassen und ins Ausland geschickt – denn Amman hat sich zwar einen Ruf als Gesundheitszentrum der Region erarbeitet, aber dem Manne war nicht zu helfen. Und nun sitzt er nicht hinter Gittern, sondern wird in London in teuren Restaurants gesichtet. Zwar haben vor zwei Tagen der Justiz- und der Gesundheitsminister ihren Hut genommen wegen der Affäre. Aber der Versuch, dem Unmut des Volkes Wind aus den Segeln zu nehmen, ist grandios gescheitert.

Abdallah II. hat Chancen, die Stürme in der Region zu überleben. Aber nicht, wenn er weiter seinem verehrten Vater nacheifert, der als guter Patriarch seine Untertanen leitete. Abdullah II. hat ihm in seiner Autobiografie ein Denkmal gesetzt – nun muss er sich darauf besinnen, was er in Schulen und bei der Ausbildung in Großbritannien und den USA gelernt hat. Leider hat er sich dort vor allem militärisch fortgebildet.

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