zum Hauptinhalt

Politik: Immer weniger beginnen eine Lehre

Immer weniger Jugendliche beginnen eine Ausbildung. Im Jahr 2001 schlossen rund 609 200 Jugendliche einen Ausbildungsvertrag ab, was einem Rückgang von 2,2 Prozent entspricht, meldet das Statistische Bundesamt.

Immer weniger Jugendliche beginnen eine Ausbildung. Im Jahr 2001 schlossen rund 609 200 Jugendliche einen Ausbildungsvertrag ab, was einem Rückgang von 2,2 Prozent entspricht, meldet das Statistische Bundesamt. Die absolute Zahl der Jugendlichen sei hingegen relativ konstant geblieben. Damit setzt sich der Abwärtstrend fort, bereits im Jahr 2000 war die Zahl der Ausbildungsverträge im Rahmen des dualen Systems um etwa zwei Prozent gesunken. Im alten Bundesgebiet beträgt der Rückgang 1,8 Prozent, in den neuen Bundesländern liegt er trotz staatlicher Förderung für jeden vierten Ausbildungsplatz bei 3,7 Prozent.

In hohem Maße ausschlaggebend für die rückläufige Zahl der Ausbildungsplätze sei die konjunkturelle Entwicklung, sagte Marianne Renz vom Bundesamt. Die Baubetriebe und die zur Baubranche gehörenden Handwerksbetriebe verzeichnen sogar einen Einbruch von fast sieben Prozent.

Grund dafür sei aber nicht nur die schlechte wirtschaftliche Lage, sagte Hanns-Eberhard Schleyer, Generalsekretär des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks. Ein Problem sei auch, dass immer weniger Schulabgänger die "nötige Eingangsqualifikation für eine handwerkliche Lehre vorweisen können", so Schleyer. Das Handwerk sei deshalb nicht nur von einem Lehrlingsmangel, sondern in "steigendem Maße auch von einem Facharbeitermangel betroffen". Im Gegensatz dazu sind die Zahlen in den Bereichen von Industrie und Handel nahezu gleichbleibend, zu denen unter anderen Banken, Versicherungen und die Gastronomie gehören.

Wo sich Hochtechnologie-Zentren befinden, suchen die Betriebe wiederum händeringend nach Azubis. Während in Schleswig-Holstein zum Beispiel das Angebot an Ausbildungsplätzen um 3,7 Prozent zurückgegangen ist, hat Bayern einen Zuwachs von 2,5 Prozent zu verzeichnen. In München warten sogar 1815 freie Stellen auf einen Azubi bei nur 129 unvermittelten Bewerbern, so Rudolf Werner vom Bundesinstitut für Berufsbildung. Seiner Ansicht nach müsste das Problem der sinkenden Zahl von Ausbildungsverträgen bereits an den Schulen angegangen werden. Lernschwache Schüler müssten mehr gefördert werden, sagte Werner, das Gleiche gelte für ausländische Jugendliche. Viele von ihnen machen nur einen einfachen Hauptschulabschluss, womit sich laut Werner die Chancen auf eine Lehrstelle verschlechtern. Der Anteil ausländischer Jugendlicher, die in Deutschland eine Ausbildung machen, ist zudem rückläufig, inzwischen liegt er bei nur noch 5,7 Prozent.

Nach Ansicht des Bundesbildungsministeriums ist aber auch das steigende Interesse an akademischen Berufen ein Grund für die sinkende Zahl der Ausbildungsverträge. "Die Tendenz ist klar", so eine Sprecherin, "immer mehr Abiturienten studieren." In Ostdeutschland allerdings fehle es an Ausbildungsplätzen. Den ostdeutschen Betrieben, die jetzt auch aus Kostengründen nicht ausbildeten, prophezeite sie "ein böses Erwachen". Denn in fünf bis sechs Jahren gebe es auf Grund der sinkenden Geburtenzahlen auch nicht mehr genügend Jugendliche für die dann zu besetzenden Lehrstellen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false