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Politik: Immigration: Auf die Frauen kommt es an

Kinder im Haus machen Spaß, finden 99 Prozent der Väter und 96 Prozent der Mütter in Familien türkischer Herkunft. Sie sind damit in Deutschland Spitzenreiter bei der Zustimmung zum Kind, gefolgt von den deutschen und vietnamesischen Eltern.

Kinder im Haus machen Spaß, finden 99 Prozent der Väter und 96 Prozent der Mütter in Familien türkischer Herkunft. Sie sind damit in Deutschland Spitzenreiter bei der Zustimmung zum Kind, gefolgt von den deutschen und vietnamesischen Eltern. Die Daten stammen aus dem neuen Familienbericht, der dem Tagesspiegel vorliegt und den Familienministerin Christine Bergmann (SPD) heute vorstellt. Die Sachverständigen haben ihre über 200seitige Untersuchung den "Familien ausländischer Herkunft in Deutschland" gewidmet.

Unmissverständlich lautet ein Befund der Sachverständigen: "Migration ist in aller Regel ein Familienprojekt, das nicht in einer Generation abgeschlossen ist, sondern mehrere Generationen umfasst und in ihnen seinen Folgen hinterlässt." So bestehe der größte Teil der in Deutschland lebenden Menschen ausländischer Herkunft nach wie vor aus den in den 60er und 70er Jahren angeworbenen Arbeitsimmigranten und ihren Angehörigen. Es sei aber ein Irrtum zu glauben, die Integration dieser Familien sei eine einmalige politische Aufgabe, die damit als abgeschlossen betrachtet werden könne. So entstehen durch Nachzug und "Heirats"-Immigration immer wieder neue Migrationsgruppen der "ersten Generation". Familien ausländischer Herkunft, so die Sachverständigen, haben "in besonderer Weise unter der strukturellen Rücksichtslosigkeit moderner Gesellschaften gegenüber der Familie zu leiden".

Bemerkenswert ist der deutliche Hinweis auf die Dauer und und Vielfalt von Migrationsbewegungen: "Der größte Teil der Migranten verlässt Deutschland zu einem späteren Zeitpunkt wieder." Allerdings oft nicht endgültig; die Sachverständigen sprechen von "Pendelmigration". Entgegen landläufiger Annahme sind es nicht die "marginalisierten" Einwanderer, die zurückkehren, sondern die "Erfolgreichen", die sich im Ursprungsland weiteren sozialen Aufstieg versprechen. Weil der Mechanismus der "Selbstergänzung" durch Heirats-Immigration und Familiennnachzug in einer modernen Migrationsgeselschaft als dauerhafter Faktor anzusehen ist, plädieren die Sachverständigen für eine Familienpolitik, die den Menschen ausländischer Herkunft die Aufenthaltsperspektive langfristig sichert und die Familienmitglieder nur kurz von einander trennt. Deutlich weist der Bericht daraufhin, dass es vor allem die Frauen und Mütter sind, die über den Integrationserfolg entscheiden. TISSY BRUNS

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