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Politik: In der dritten Person

Stoiber ist Listenführer der CSU, sagt aber wieder nicht, ob er geht oder bleibt

Es ist ein langer Weg die Treppe hinauf zu jenem Saal in der Münchner Messe, in dem die CSU ihre Landesdelegiertenversammlung abhält, einen Tag, nachdem der Bundespräsident so „mutig“ gesprochen hat, wie Edmund Stoiber später sagen wird. Es sind viele Stufen, und man kann noch ganz zum Schluss straucheln, wie es manchem Delegierten hier passiert. Edmund Stoiber indes kommt unbeschadet durch, aber er weiß aus eigener Erfahrung als Kandidat, wie das ist, wenn es am Ende nicht ganz langt, und deshalb tritt er anlässlich der Listenaufstellung der CSU auch in der Rolle des Mahners auf. Noch sei nichts gewonnen.

Und der Sommer ist noch lang. In welche Feriengebiete er denn gehen wolle, wird der Landesgruppenchef Michael Glos, der ebenfalls stolperfrei die Treppe nimmt, gefragt, um die Politik der Union vor Ort zu verkaufen? Glos antwortet, Feriengebiete stünden eigentlich bisher nicht auf seinem Plan, aber er werde natürlich schon in seinem Wahlkreis aktiv sein. Das klingt nach gut geölter Routine. Da ist sein Vorsitzender schon weiter, denn Stoiber gelobt, auf keinen Fall den „einfachen Weg“ gehen zu wollen. Man dürfe das so verstehen, setzt Stoiber fort, dass er keinen Termin und keine Fernsehdiskussion bis in den September hinein auslassen werde, um letzten Endes die „CSU in einer neuen Regierung als Fraktion fest zu verankern“. Was hernach mit ihm passiert, davon sagt Stoiber erwartungsgemäß nichts, spricht aber von sich selbst während dieser Passage der Rede in der dritten Person.

Was der Generalsekretär der Partei, Markus Söder, direkt anschließend selbstverständlich als „große Einstimmungsrede“ bezeichnet, bleibt rhetorisch eher zwiespältig. Das liegt daran, dass Stoiber sich selber noch nicht im Klaren ist, welche Funktion für ihn demnächst wohl die richtige sein könnte. Ein wenig schwingt da immer auch jener allgemeine Zweifel mit, ob es denn am 18. September für Gelb-Schwarz wirklich reichen wird. Stoiber ist zwar voller „Leidenschaft“, wie ihm Landtagspräsident Alois Glück attestiert, scheint jedoch mit seiner Passion nicht wirklich zielgerichtet. In den eigenen Reihen schadet ihm dies ergebnismäßig nicht. Die Delegierten wählen ihn mit 96 Prozent auf den Listenplatz eins. Dass Innenminister Günther Beckstein sogar 98 Prozent bekam, mag als kleiner Hinweis gelten, wer bald reist und wer nicht. Beckstein gilt als Kabinettskandidat für Berlin, sollte Stoiber in München bleiben. Horst Seehofer, der sich ebenfalls mal als Kandidat sah, fiel da ein bisschen ab – nur 86 Prozent auf Platz fünf.

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