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Politik: In der Praxis flexibler und mobiler Ulla Schmidt plant

eine Reform für Ärzte

Berlin – Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) will den Arztberuf flexibler gestalten. Sie plant eine Reform, die es Ärzten ermöglicht, als Angestellte in einer Praxis, in Teilzeit oder an verschiedenen Standorten zu arbeiten. Einen Gesetzentwurf will die Ministerin noch in diesem Jahr in den Bundestag einbringen, bestätigte ein Ministeriumssprecher. Dem Tagesspiegel liegt ein Arbeitsentwurf vor, der noch nicht mit der Ministeriumsleitung abgestimmt ist.

Die Kassenärzte bezeichneten die Reform als überfällig. Der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Köhler, zeigte sich zuversichtlich, dass sich mit der Reform des Ärztevertragsrechts künftig mehr Nachwuchsmediziner entscheiden, nach dem Studium den Arztberuf zu ergreifen, anstatt in die Pharmaindustrie abzuwandern. „Das Berufsrecht ist bisher so starr, dass Ärzte nur in Vollzeit und nur an einem Ort tätig sein konnten“, klagt er.

Die SPD-Gesundheitsexpertin Carola Reimann hofft, dass der Arztberuf für junge Frauen attraktiver wird. „Es wird höchste Zeit, dass Ärztinnen mit Kindern auch in einer niedergelassenen Praxis halbtags arbeiten können.“ Bisher sei das nur in Medizinischen Versorgungszentren möglich – Einrichtungen nach dem Vorbild der früheren DDR-Polikliniken, in denen Ärzte verschiedener Fachrichtungen kooperieren. Verbandschef Köhler erwartet, dass sich für Ärztinnen durch flexiblere Arbeitszeiten Beruf und Familie besser vereinbaren lassen: Während der Phase der Kindererziehung könnten Mütter sich etwa in einer Praxis in Teilzeit anstellen lassen.

Der KBV-Chef äußerte außerdem die Hoffnung, dass mehr Ärzte für die neuen Bundesländer gewonnen werden können. „Ein Arzt wird dann nicht nur in Berlin-Mitte tätig sein, sondern auch gleichzeitig in Pankow oder der Uckermark. Dadurch lässt sich der Ärztemangel in Ostdeutschland bekämpfen.“ Die Ärzteverbände vor Ort sehen das skeptischer: „Die Reform ist sinnvoll, aber keine Lösung für den Ärztemangel in den neuen Bundesländern“, sagte die Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Thüringen, Regina Feldmann. Junge Ärzte würden deshalb nicht lieber in den Osten gehen. So habe die KV erst kürzlich große Schwierigkeiten gehabt, einen Nachfolger für eine Hausarztpraxis in der Nähe von Erfurt zu finden – obwohl die Praxis von der KV komplett eingerichtet wurde.

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