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Indonesische Polizisten zielen auf einen Verdächtigen, der nach der Explosion in der Polizeizentrale von Surabaya durchsucht wird..

© Antara Foto/ Didik Suhartono / via REUTERS

Update

Indonesien: Erneuter Anschlag in Surabaya - Ziel war eine Polizeizentrale

Am Sonntag verübte eine aus Syrien zurückgekehrte Familie Anschläge auf drei Kirchen. Am Montag kam es erneut zu einem Selbstmordanschlag. Wieder soll ein Kind beteiligt gewesen sein.

Bei einem neuen Selbstmordanschlag in der indonesischen Großstadt Surabaya sind am Montag mindestens vier Menschen getötet worden. Nach Angaben der Polizei handelt es sich dabei um die Angreifer. Mindestens zehn Menschen wurden verletzt, darunter mehrere Polizisten. Zunächst hatte die Polizei lediglich von Verletzten gesprochen.

Nach den Angriffen auf drei christliche Kirchen am Sonntag war dieses Mal die Polizeizentrale von Indonesiens zweitgrößter Stadt das Ziel. Nach ersten Erkenntnissen fuhren die vier Täter mit zwei Motorrädern auf das Gebäude zu. Die Bilder einer Überwachungskamera zeigen, wie eines der Motorräder an einer Sicherheitssperre aufgehalten wird. Kurz darauf gibt es eine Explosion. Vermutet wird, dass es sich bei den Tätern um Islamisten handelt. Auf einem der Motorräder saß nach Angaben der Polizei auch ein achtjähriges Mädchen. Es habe die Attacke seiner Familie auf die Polizeistation überlebt, teilten Sicherheitskräfte am Montag mit.

Vermutet wird, dass es sich bei den Tätern um Islamisten handelt. Bei den drei Selbstmordanschlägen am Sonntag waren bereits mindestens 13 Menschen getötet und mehr als 40 verletzt worden. Bei den Tätern handelte es sich hierbei um eine Familie mit noch jungen Kindern. Binnen weniger Minuten explodierten Sprengsätze an drei Kirchen in Indonesiens zweitgrößter Stadt Surabaya, wie die Polizei mitteilte. Die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) reklamierte die Anschläge über ihr Propaganda-Sprachrohr Amaq für sich.

Erstmals proklamiert IS Anschläge in Indonesien für sich

Es waren die ersten Anschläge in Südostasien, die der IS für sich reklamierte. Zugleich waren es seit Jahren die schlimmsten Anschläge in Indonesien, dem bevölkerungsreichsten muslimischen Land der Welt. Nach Angaben der Polizei kamen die Attentäter alle aus derselben Familie. Neben Mutter und Vater gehörten zwei Mädchen im Alter von neun und zwölf Jahren sowie zwei Söhne im Alter von 16 und 18 Jahren zu der Familie, sagte Polizeichef Tito Karnavian.

Die Mutter und ihre Töchter hätten während ihrer Tat Gesichtsschleier getragen und um die Hüften Sprengsätze, führte Karnavian aus. Der Vater habe ein mit Sprengstoff beladenes Auto in eine andere Kirche gesteuert und die Söhne seien mit Motorrädern in die dritte Kirche gefahren, wo sie ihre Sprengsätze zündeten. "Es waren alles Selbstmordanschläge, aber die Bomben-Typen sind verschieden", sagte der Polizeichef. Nach seinen Angaben hatte die Familie Verbindungen zu der Extremistengruppe Jamaah Ansharut Daulah (JAD), die den IS unterstützt. Der Vater war demnach Anführer einer JAD-Zelle.

Indonesische Medien berichteten, die Familie sei womöglich aus dem Bürgerkriegsland Syrien zurückgekehrt, wo in den vergangenen Jahren hunderte Indonesier für den IS gekämpft haben. Indonesiens Staatschef Joko Widodo verurteilte die Anschläge und rief seine Mitbürger zum geeinten Kampf gegen Terrorismus auf. Der Staat werde solch "feige Taten" nicht tolerieren, sagte er in Surabaya.

In Indonesien gab es in letzter Zeit immer wieder Anschläge auf Ziele der christlichen Minderheit. Im Februar hatte ein Islamist vier Menschen mit einem Schwert während der Sonntagsmesse in der Stadt Sleman verletzt. Traditionell folgt der südostasiatische Inselstaat einer moderaten Auslegung des Islam, allerdings gewinnen Extremisten an Gefolgschaft.

Der verheerendste Anschlag ereignete sich im Oktober 2002, als ein Selbstmordattentäter eine 1,1 Tonnen schwere Autobombe vor einer Diskothek im Touristenort Kuta auf der Insel Bali zündete. Zeitgleich sprengte sich ein Mann in einem Restaurant in der Nähe in die Luft. Insgesamt 202 Menschen, darunter zahlreiche ausländische Touristen, starben, mehr als 300 wurden verletzt. (AFP,dpa,Reuters)

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