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Inhaftierte Journalisten: Teheran signalisiert Milde

Die in Iran inhaftierten deutschen Journalisten sollen offenbar nicht als Spione angeklagt werden. Weihnachten könnten sie womöglich mit ihren Familien verbringen, sagte ein Berater des iranischen Präsidenten.

Berlin - Im Fall der beiden in Iran inhaftierten deutschen Journalisten gibt es offenbar Bewegung. Ein Berater des iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad sagte der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“, die Männer könnten Weihnachten womöglich mit ihren Familien in der deutschen Botschaft in Teheran verbringen. Das Auswärtige Amt reagierte zurückhaltend. Die Altbundespräsidenten Horst Köhler, Roman Herzog, Walter Scheel und Richard von Weizsäcker appellierten gemeinsam an Teheran, die beiden freizulassen.

Der iranische Präsidentenberater Esfandiar Rahim-Mashai sagte, gegen die beiden Reporter werde keine Anklage wegen Spionage erhoben. „Wir haben keine Hinweise darauf, dass sie sich als Spione betätigt haben.“ Die beiden Deutschen hätten nur gegen das Visa-Gesetz verstoßen. Die Reporter der „Bild am Sonntag“ waren mit einem Touristenvisum eingereist. Sie waren am 10. Oktober in der nordiranischen Stadt Täbris festgenommen worden, als sie den Sohn der wegen Ehebruchs zum Tode durch Steinigung verurteilten Sakine Aschtiani interviewten. Rahim-Mashai sagte, die iranische Regierung bemühe sich darum, dass die beiden Männer Weihnachten mit ihren Familien in der deutschen Botschaft verbringen könnten. „Wir sind sehr optimistisch“, wird der Präsidentenberater zitiert.

Ein Sprecher des Auswärtigen Amts in Berlin sagte nur: „Wir nehmen die Meldung über diese Äußerung zur Kenntnis.“ Man arbeite mit Hochdruck an einer raschen Lösung.

Die vier Altbundespräsidenten wandten sich mit ihrem Appell in der „Bild am Sonntag“ an Teheran. Köhler wird mit den Worten zitiert, dem Geist der guten deutsch-iranischen Beziehungen und „der Humanität würde es entsprechen, den seit zwei Monaten inhaftierten deutschen Journalisten die Rückkehr zu ihren Familien zum Weihnachtsfest zu ermöglichen“. Herzog betonte den Gedanken der Gnade: „Eine große Kulturnation wie der Iran sollte Gerechtigkeit üben und die Journalisten ausreisen lassen. Ich erlaube mir, daran zu erinnern, dass der Gedanke der Gnade gerade im Koran eine wichtige Rolle spielt.“ Weizsäcker lobte den Iran: „Es ist ein bedeutendes Land mit großer, eigenständiger Kultur, einer langen, oft schwierig verlaufenden Geschichte und einem ausgeprägten Selbstbewusstsein. Deshalb erwarte ich, dass dieser Staat für kritische Medienstimmen nicht Rache an Reportern nehmen wird.“ Scheel erklärte: „Alle Staaten müssen Freiheit akzeptieren und auch die freie Berichterstattung der Journalisten respektieren.“ Deshalb appelliere er an die iranische Regierung, die beiden Reporter noch vor Weihnachten freizulassen. dapd

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