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Integration: Migranten als Existenzgründer: Es bleibt in der Familie

Migranten, die sich selbstständig machen, haben schlechtere Startbedingungen als deutsche. Das hat eine Studie zur wirtschaftlichen Selbstständigkeit ergeben, die der Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration (SVR) erstellt hat.

Berlin - Der SVR lobt zwar das Angebot insgesamt für Existenzgründer und Unternehmer in Deutschland, rügt aber, dass vieles nicht auf die besonderen Bedürfnisse von Einwanderern abgestimmt sei.

Nach einer Umfrage unter 478 Selbstständigen mit türkischen, vietnamesischen und chinesischen Wurzeln haben Migranten als Existenzgründer die größten Schwierigkeiten im Umgang mit Behörden (37 Prozent), es folgen Sprachprobleme und Schwierigkeiten mit der Finanzierung des Unternehmens (je 28 Prozent). Fast die Hälfte von ihnen zieht ihre Unternehmensgründung auch übereilt durch – innerhalb von drei Monaten – und braucht deswegen noch mehr Beratung. An die Stelle kompetenter Stellen wie Industrie- und Handelskammern oder öffentlicher Gründerberatungen träten sehr oft die Familien der Jungunternehmer, auch für die Anschubfinanzierung. „Jeder vierte Unternehmer bleibt bei Schwierigkeiten ohne Unterstützung“, sagte Thomas Straubhaar, Direktor des Hamburger Wirtschaftsroschungsinstituts HWWI und Mitglied im SVR. Dabei werden nach den Worten des SVR-Vorsitzenden Klaus J. Bade ausgerechnet spezifische Migrantenangebote und Migranten-Selbstorganisationen als Helfer kaum wahrgenommen.

Die Forscher empfehlen deshalb ein Lotsenmodell, bei dem die Industrie- und Handelskammern erste Anlaufstelle werden, und eine gezielte Öffentlichkeitsarbeit, um die Möglichkeiten der Gründerförderung auch unter Migranten besser bekannt zu machen. Dafür müssten sich die beratenden Stellen „zügig interkulturell öffnen“: Kammern, Banken, Arbeitsagenturen und Behörden müssten ihre Mitarbeiter entsprechend schulen. Die hohen Gründungsraten von Migranten in Deutschland hätten schließlich ein „großes wirtschaftliches und integratives Potenzial“. Nach Erkenntnissen des SVR gibt es derzeit 587 000 Selbstständige mit Migrationshintergrund, die Gründerrate sei unter Migranten sehr hoch.

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